Von Michael Lieder auf Freitag, 18. August 2023
Kategorie: Australien-Outback Blog

Der Purnululu NP in der Kimberley-Region

Purnululu sollte eine sehr abenteuerliche Angelegenheit werden

Der Purnululu Nationalpark in Australien hat uns nicht nur wunderschöne Landschaften, hervorragenden Naturerlebnisse, sondern auch wirkliche Probleme mit unserem fahrbaren Untersatz bereitgehalten. Im Nachhinein betrachtet war der mehrtägige Ausflug in die Region der Kimberlys eine sehr abenteuerliche Angelegenheit. Die Anreise zu den Kimberlys aus Richtung Alice Springs hat sich enorm in die Länge gezogen, aber unterwegs gab es auch viele interessante Sachen zu sehen. Der Victoria Highway begleitet uns viele hunderte Kilometer von Katherine über Timber Creek vorbei am Lake Argyle erreichten wir hinter Warmun nach zwei Fahrtagen den Purnululu Nationalpark. Am Parkplatz, bevor es in den Nationalpark hinein geht, konnte man lesen, dass Wohnwagenanhänger die Straße nicht passieren dürfen. Wir wussten bis jetzt nicht so richtig, was uns alles erwartet, haben hier noch einmal eine Pause eingelegt und sind dann am frühen Vormittag in den Nationalpark gefahren. Hier gab es auch gleich das erste Mal größere Wasserpassagen zu bewältigen, wir waren verunsichert wegen der Wassertiefe und weil unser Pick-up leider keinen Schnorchel hatte, wie wir ihn eigentlich bestellt haben. Deshalb haben wir wie blutige Anfänger an der Straße gewartet, um zu sehen, wie andere Fahrzeuge die Furt bewältigen. Also los ging es in den niedrigsten Gang geschaltet, Allrad eingelegt und eine Geländeübersetzung gewählt, so haben wir die ersten Wasserdurchfahrten einigermaßen gut hinter uns gebracht.

Wasserdurchfarten mit Überraschungen

Angekommen am Kontrollpunkt, einem Tourist-Office mussten wir feststellen, dass unser Kennzeichen vorn wohl eine dieser Durchfahrten dazu genutzt hat, den weiteren Urlaub nicht mehr mit uns zu verbringen. Was soll's es gab doch hinten noch ein Kennzeichen, sodass wir nicht umgekehrt sind, um das Nummernschild zu suchen. Na ja, unser Auto sah auf einmal auch nicht mehr sehr weiß aus, sondern hatte eine felsige Patina angenommen, soll heißen der aufgewühlte Schlamm konnte nicht mehr weggespült werden und ist auf der Karosserie zu einer harten Kruste eingetrocknet. Das sah schon ein wenig verwegen aus und nicht mehr wie ein Touristencamper, wir haben uns entschlossen, die von der Natur vorgegebene Tarnfarbe erst einmal auf der Karosserie zu lassen. Am Tourist Office muss man seinen Eintritt und eventuell auch die Übernachtungsgebühren bezahlen, das ging relativ gut und schnell vonstatten, das Personal dort ist einfach hervorragend und natürlich auch Touristen gewohnt.  

Echidna Chasm und Cathedral Gorge

Der Tag begann früh, als die Sonne gerade über den Horizont kletterte und die Landschaft in ein warmes, goldenes Licht tauchte. Unser Ziel für den Tag: die beeindruckenden Echidna Chasm und Cathedral Gorge.

Schon die Fahrt durch den Nationalpark war eine Reise für sich. Die Straße schlängelte sich durch eine sich ständig verändernde Landschaft, von roten Wüstenebenen bis zu beeindruckenden Felsformationen. Unser erstes Ziel war der Echidna Chasm. Der Weg dorthin führte durch eine enge Schlucht, flankiert von hohen Felswänden, die in den unterschiedlichsten Rottönen schimmerten. Das Spiel aus Licht und Schatten erzeugte eine magische Atmosphäre, die uns in ihren Bann zog. Die Wanderung war zwar herausfordernd, aber die Aussicht auf das, was einen erwartete, trieb uns voran. Und dann war er da, der Echidna Chasm! Ein schmaler Spalt zwischen den Felsen, der sich immer weiter verengte, je tiefer wir vordrangen. Das Sonnenlicht fiel durch die schmale Öffnung und zauberte leuchtende Muster auf die glatten Wände. Ich konnte kaum glauben, wie die Natur es geschafft hatte, ein solch faszinierendes Kunstwerk zu erschaffen. Es fühlte sich an, als würden wir durch einen geheimen Gang zu den tiefen Schluchten der Erde wandern. Nachdem wir den Echidna Chasm erkundet hatte, machten wir uns auf den Weg zur Cathedral Gorge. Die Vorfreude stieg, ohne dass der Name mich enttäuschte. Der Weg führte durch einen trockenen Flusslauf, vorbei an beeindruckenden Felswänden und üppiger Vegetation.

Und dann öffnete sich die Landschaft plötzlich zu einem amphitheaterähnlichen Raum, der mich sprachlos machte. Die Cathedral Gorge war vor mir, eine gewaltige halbkreisförmige Öffnung in den Felsen, umgeben von hohen Wänden. Ein kleiner Pool aus kristallklarem Wasser ruhte in der Mitte, und der Klang der Schritte wurde von den Wänden reflektiert, als würde die Natur selbst eine Melodie spielen. Es war ein Ort von solch majestätischer Schönheit, dass es schwerfiel zu glauben, dass er real war. Während ich dort stand, fühlte ich eine tiefe Verbindung zur Natur und eine Ehrfurcht vor ihrer Kraft und Kreativität. Die Zeit schien stillzustehen, und ich genoss einfach den Moment, die Stille und die Schönheit um mich herum.

Schlagartig war die Luft raus

Auf dem Weg zu den Bungle Bungles merkte ich auf einmal, dass das Fahrzeug nicht mehr so richtig in der Spur blieb und sich von hinten rechts komische Geräusche ausbreiten. Wie sich herausstellen sollte, hat unser Reifen ein wenig Luft verloren. Das war ausgerechnet der Reifen, den wir Tage zuvor in Coober Pedy haben reparieren lassen müssen. Also das Bordwerkzeug gesucht, schlau gemacht, wie das Reserverad abgesenkt wird und den zerfetzten Reifen ausgetauscht. Was sich jetzt hier recht schnell gemacht anhört, war doch eine sehr schweißtreibende Angelegenheit. Damit hat sich aber auch unsere weitere Reiseroute drastisch verändert, anstatt wie geplant über die Gibb River Road nach Broome zu fahren, mussten wir jetzt den direkten Weg über den Victoria Highway nehmen.

Sternenklare Nächte auf dem Campground

Die Abende im Purnululu Nationalpark waren genauso magisch wie die Tage. Die klaren Nächte boten einen Blick auf den funkelnden Sternenhimmel, wie ich ihn nie zuvor gesehen hatte. Wir saßen vor dem Pickup und haben uns über den vergangenen Tag und seine fantastischen Erlebnisse unterhalten, und fühlten uns mit der Natur und der Geschichte des Ortes verbunden.

Am nächsten Tag machten wir uns früh auf den Weg, um die Bungle Bungles aus der Nähe zu erkunden. Die „Domes", wie die runden Sandsteintürme genannt werden, waren unser Ziel. Die Wanderung führte uns durch ausgetrocknete Flussbetten, enge Felsspalten und vorbei an einigen faszinierenden Felsformationen. Als wir schließlich zwischen den Domes standen, war ich überwältigt von der Größe und Schönheit der Natur.Die Bungle Bungles, mit ihren charakteristischen orange-weißen Streifen, sahen aus der Ferne schon unglaublich surreal aus.​ Am Morgen sah man in der goldenen Sonne die gewundenen Flussläufe, die sich durch die Felsen schlängelten, und die beeindruckende Struktur der Domes wurde noch deutlicher. Die Farbkontraste zwischen dem roten Sandstein und dem klaren blauen Himmel waren einfach spektakulär. Auf dem Rückweg zum Auto konnten wir dann noch Kröten beobachten, die den Weg zum Wasser nicht mehr geschafft haben und dort vom heißen Wind und der Sonne mumifiziert scheinbar mitten in der letzten Bewegung ihr Leben verloren haben. Ein schauriger, aber auch irgendwie faszinierender Anblick.



Das Heck... ist weg!

Nach den Bungle Bungles planen wir uns wieder aufzumachen und in Richtung Broome den Weg fortzusetzen. Die Tracks und Schlammlöcher im Nationalpark haben es aber in sich, für 25 km benötigen wir fast 3 Stunden und sind froh am Wasserlauf am Ende der Road angekommen zu sein. Ein paar Fotos von der letzten Durchquerung, bei der wir uns nicht mehr so zimperlich anstellen, wie noch vor ein paar Tagen sollten den Purnululu Besuch abschließen. Was ich dann aber durch den Sucher der Kamera sehe, lässt mich stocken, unserem Pickup fehlt das komplette Hinterteil. Die Stoßstange, mit Trittstufe und Nummernschild ist komplett weg, futsch einfach nicht mehr da, wo es sein sollte. Das ist dann doch mehr als ein Nummernschild und wir machen uns auf die Suche, die stundenlange Fahrt also wieder in entgegengesetzter Richtung durchsuchen wir jedes Wasser- oder Schlammloch. Irgendwann auf ungefähr halben Weg finden wir unser Heckteil, schmutzig, verkrustet, aber noch in Ordnung, wurde es von jemandem an den Straßenrand gelegt. Diesen unbekannten Retter unseres Hecks haben wir nie kennengelernt, sind ihm aber unendlich dankbar.

Ich befestige es notdürftig und beschließe in Broome ein paar Reparaturen durchzuführen...

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Bitte beachte, dass diese Informationen auf dem Stand meiner Reise basieren und es möglich ist, dass sich einige Details im Laufe der Zeit geändert haben könnten.

Michael Lieder | Reiseblog24