Beitrag vorher
Beitrag danach
Kanchanaburi
Die Stadt und ihre berühmte Brücke
Wohl jeder der Kananchanaburi besucht beginnt seine Reise an der berühmten "River Kwai Brücke" und wer den Film "Die Brücke am Kwai" ein Kriegsdrama von David Lean aus dem Jahr 1957, der auf dem gleichnamigen Roman von Pierre Boulle basiert gesehen hat, wird auch die Melodie sofort im Hinterkopf haben. Ebenso wie der Film zum Teil vom Roman abweicht, hat auch die Brücke so ihre Probleme Roman und Wahrheit auseinanderzuhalten.
Die Gegend um die berühmte Brücke ist sehr touristisch geprägt und versucht einem neben leckerem Kokoseis, Thai-Essen auch die Geschichte des Zweiten Weltkriegs näherzubringen. Dazu gibt es ein interessantes Museum oder die Eisenbahnlinie, deren alter Zug langsam und behäbig mehrmals am Tag über die gut besuchte Brücke rumpelt. Wer mag, kann für ein paar Baht mit dem Zug fahren und die Landschaft an sich vorübergleiten lassen.
Rund um den Bahnhof hat sich ein kleiner Thai-Markt angesiedelt und zahlreiche Stände bieten alles, was man braucht oder auch nicht, vom T-Shirt bis zum Streetfood ist alles dabei und wenn man Glück hat gibt es Livemusik, natürlich auch die River Kwai Melodie.
JEATH Museum für die dunkle Vergangenheit
Das JEATH "World War II Museum and Gallery" wurde nach den Nationalitäten der Eisenbahner benannt: Japaner, Engländer, Australier, Amerikaner, Thailänder und Holländer. Es ist ein privates Museum direkt an der Brücke über den Kwai in Kanchanaburi. Sein Name ist nur zum Teil zutreffend, denn es ist ein Sammelsurium aus allen möglichen Exponaten und Ausstellungen, von denen sich nur etwa die Hälfte um den Zweiten Weltkrieg und die Todeseisenbahn dreht.
Es ist eines der sinnbefreitesten Museen, die ich kenne: chaotisch, voller überraschender Skurrilitäten, grober Fehler, extremer Übertreibungen und schlichter Seltsamkeit. Wenn Du genaue Informationen haben möchtest, ist dies nicht der richtige Ort - aber wenn Du es nicht besuchst, verpasst Du eine der kultigsten Ausstellungen in Thailand! Also gehe auf jeden Fall hin und sehe es Dir an. Und sei es nur, um über die ausgestellten sachlichen Fehler zu kichern und den Kopf zu schütteln, oder um die allgemeine Übertreibung zu bewundern.
Ein wahrhaft düsterer Teil des Museums ist die Abteilung, in der tatsächliche menschliche Überreste, angeblich von umgekommenen Kriegsgefangenen, ausgestellt sind, ein vollständiges Skelett mit Schädel und darunter eine Kiste mit den Überresten von 104 oder 106 weiteren (beide Zahlen sind angegeben). Daneben befindet sich ein weiteres dunkles, wenn auch etwas aus dem Zusammenhang gerissenes Artefakt: ein US-amerikanischer Metallsarg aus dem Koreakrieg ... Weitere Glasvitrinen enthalten Gewehre und Schwerter und andere Waffen.
Die Wände sind mit Fotos und Zeichnungen tapeziert - von einer Vielzahl historischer Ereignisse, von der Antike bis zur Neuzeit. Man fragt sich, was Martin Luther wohl mit einem Museum zum Zweiten Weltkrieg zu tun haben könnte.
Wenn auch Du in der Lage bist, einem solch chaotischen Museum etwas Humor abzugewinnen, dann gehe hin und schau Dich um. So krank der Humor an manchen Stellen auch sein mag - meist ungewollt, wie man vermuten (oder hoffen) kann - es ist sicherlich eines der seltsamsten Museen, die ich je gesehen habe. Und angesichts dessen hoffe ich aufrichtig, dass sie die Ausstellung nicht aufräumen werden. Mit dem exzellenten Thailand-Burma Railway Centre können sie ohnehin nicht konkurrieren und ohne der ganzen Schluderei und kurzweiligen groben Inkorrektheit wäre der Humor dahin und das ganze Museum wäre völlig überflüssig.
Wang Pho-Viadukt am Death Railway
Die eigentliche Eisenbahnstrecke in Thailand (und Birma), die Japan im Zweiten Weltkrieg von Zwangsarbeitern, darunter auch westlichen Kriegsgefangenen, bauen ließ. Die Strecke von Bangkok nach Nam Tok ist heute noch in Betrieb, und Du kannst auf der gesamten Strecke mit regulären Personenzügen fahren, wobei die Brücke über den Kwai und insbesondere das Wang Pho-Viadukt die Höhepunkte bilden. Der Bau der sogenannten Todesbahn durch Zwangsarbeiter ist eine der namhaftesten Gewalttaten des Zweiten Weltkriegs in Asien. Das kaiserliche Japan hatte einen Großteil eines riesigen Gebiets zwischen dem Pazifik und Indien besetzt, darunter Singapur und das heutige Indonesien.
Eines der ehrgeizigsten Bauprojekte war eine neue, durch den Dschungel verlaufende Eisenbahnlinie, die die bestehenden Eisenbahnlinien im verbündeten Thailand mit denen im besetzten Birma (dem heutigen Myanmar) verbinden sollte, eine Nachschubroute für Ausweitungen weiter westlich (nach Indien). Ab Sommer 1942 begannen die Arbeiten an der Bahn unter zunehmend barbarischen Bedingungen. Nicht nur die Behandlung der Kriegsgefangenen war drakonisch, auch die Essensrationen waren so niedrig, dass sie fast an Verhungern lassen grenzten.
Heute kann man sich die Bahnstrecke ansehen oder befahren, während die Anreise ab Bangkok recht unspektakulär ist, wird es hier in Kanchanaburi wirklich interessant. Das Beste ist mit Abstand der Wang Pho-Viadukt. Dabei handelt es sich um eine Holzbrücke, die sich hoch über dem Fluss an die steile Felswand klammert. Diesen Viadukt kann man von der Bahnstation Thamkasae aus begehen und besichtigen. Da die Abstände zwischen den Zügen groß sind, musst Du Dir keine Sorgen machen, dass Du auf den Gleisen von einem Zug überrascht wirst. Allerdings gibt es auch keinerlei Geländer und wenn man auf den Gleisen läuft, muss man wirklich sehr vorsichtig sein, um nicht herunterzufallen. Wenn Du unter Schwindelgefühlen oder Gleichgewichtsstörungen leidest: Lass es sein! Und wenn Du es doch tun musst, dann achte darauf, dass Du nur auf die Schwellen trittst, denn die Holzbretter und rostigen Metallplatten dazwischen können sehr mürbe sein. Ich muss sagen, dass ich die Erfahrung eigentlich ziemlich fesselnd fand - aber es ist sicher nicht für jeden etwas. Sage nicht, dass Du nicht gewarnt worden bist.
Am Anfang des Viadukts am Bahnhof Thamkasae gibt es auch eine Höhle, die interessant ist - nicht so sehr wegen des Buddha-Schreins darin (ein ziemlich häufiger Anblick in Thailand), sondern eher wegen der Höhle hinter der ersten Halle mit den Buddhas - Fledermäuse hängen von der Decke! An der Bahnstation hat sich wie üblich, wenn es eine Attraktion gibt, ein kleiner Markt mit vielen bunten Buden etabliert. Hier kann man ein bisschen bummeln oder auch mit Blick auf den Viadukt etwas essen.