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Elfenbeinküste Blog
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Autor: Michael Lieder
Aktualisiert: 21. Januar 2024

Das ursprüngliche Afrika in Niofoin

Im Norden der Elfenbeinküste, im Herzen des Senufo-Landes, zwischen Boundiali und Korhogo, liegt Niofoin, eines der interessantesten und malerischsten Dörfer des ganzen Landes.

In dem ursprünglichen Dorf Niofoin ist die Zeit anscheinend stehen geblieben, hier kommst Du zu den heiligen Orten der Senufo und tauchst in deren Geheimnisse ein. In Niofoin wird auch das Balafon, ein lokales Xylophon aus heimischen Hölzern, hergestellt. Niofon ist am besten von Korhogo aus zu erreichen, entweder mit einem der Minibusse, dem Taxi oder man mietet sich Fahrer und Auto für den Ausflug. Bevorzugen würde ich auf jeden Fall letzteres, ein erfahrener Fahrer ist in dieser einsamen Gegend ohne befestigte Straße einfach unschlagbar. 

Elfenbeinküste - Côte d'Ivoire

Von Korhogo nach Niofoin

Wer in einem Land wie der Elfenbeinküste unterwegs ist, wundert sich nicht, dass man für ungefähr 80 Kilometer über zwei Stunden einplanen muss. Wir verlassen Korhogo am Nachmittag, um zur goldenen Stunde in Niofoin zu sein. Wir wollten das weiche Licht des späten Nachmittags ausnutzen, um schöne Bilder des Dorfes mit seinen markanten Reispeichern zu bekommen. Nun, die Fahrt verlief für afrikanische Verhältnisse recht gut und nach noch nicht einmal zwei Stunden waren wir in dem Dorf, das abseits der Hauptstraße über ungefähr 20 Kilometer Piste zu erreichen ist. Ordentlich durchgeschüttelt parken wir mitten im Dorf und sind weit und breit die einzigen, die mit einem Auto unterwegs sind.

Während die Korhogo schon fast modern anmutet, leben die Menschen in den ländlichen Regionen noch sehr traditionell, laden aber gerne Fremde ein, um an Bräuchen und Zeremonien teilzuhaben. Bei den Niofoin leben Frauen und Männer in getrennten Häusern. In einer Familie, in der der Mann mehrere Frauen hat, hat jede Frau ihre eigene Hütte und der Mann lebt allein in seiner Hütte. Es ist die Frau, die zum Haus des Mannes geht, wenn sie sich sehen wollen, und niemals umgekehrt.

Elfenbeinküste - Côte d'Ivoire

Ältestenrat tagt... unseretwegen

Aber der Reihe nach, wir sollen unsere Kameras im Auto lassen und erst den Dorfältesten um Erlaubnis fragen, damit wir in Niofoin fotografieren dürfen. Dazu geht es erst einmal die teils staubigen und doch an vielen Stellen grünen Straßen des Dorfes entlang. Wir erfahren von den Fetischhäusern, die auf keinen Fall fotografiert werden dürfen und lernen, das spärliche Dorfleben kennen. Einige wenige Menschen begegnen uns auf dem Pfad zum Haus des Dorfältesten, als wir es erreicht haben, scheint er nicht da zu sein. An einer Hütte wird von einer Frau Reis gestampft und Bier gekocht, hier sollen wir abwarten. Einer der Dorfältesten wird benötigt und soll über unser Anliegen bestimmen. Nach beinahe endloser Wartezeit erscheint der Bevollmächtigte des Dorfältesten mit seinem Motorrad und bestimmt dann, dass der Ältestenrat über diese haarsträubende Bitte von Dorffotos beschließen soll. Auch das dauert und die goldene Stunde verabschiedet sich allmählich während die Schatten und unsere Gesichter immer länger werden. Es entwickelt sich ein Palaver aus Höflichkeiten, Diskussionen, schlechten Scherzen und Dorfgerichtsbarkeit. Endlich wird zu unseren Gunsten entschlossen, die Verhandlung ist wohl sehr knapp pro Fotosession ausgefallen. Nachdem wir einen Betrag (20.000 CFA-Franc BCEAO) an die Dorfkasse „gespendet“ haben, bekommen wir einen Begleiter zugeteilt, der uns durch die Location führen soll und aufpasst, dass wir nicht fotografieren, was als verboten zählt.

Ich stelle mir gerade eine Touristengruppe vor, die hier landet… da sollten die Dorfbewohner aber dringend an ihrer Gastfreundschaft arbeiten, so wird das nichts mit dem Tourismus in dieser Gegend.

Elfenbeinküste - Côte d'Ivoire

Im Dorf unterwegs

Im Viertel Niboladala, dem Ursprung der Niofoin, bestehen die meisten Gebäude aus traditionellen Lehmhütten mit Strohdächern. Unter den länglichen und spitz zulaufenden Lehmscheunen und Getreidespeichern, die für diese Region der Elfenbeinküste typisch sind und den Hütten der Anwohner gibt es zwei Gebäude, die als „Fetischhäuser“ bekannt sind und deren imposante dicke Strohdächer auf stämmigen Balken ruhen. Diese monumentalen heiligen Häuser bewachen die beiden Fetische, die das Dorf schützen soll: Diby und Kalegbin.

Neben diesem Fetischhaus befindet sich ein weiteres Gebäude, das als Kafounda bekannt ist, der „Baum des Wortes“, in dem viele Probleme oder Konflikte der Bewohner gelöst werden. Ganz in der Nähe befindet sich ein weiteres Haus, zu dem nur die Honoratioren und die höchsten Positionen der Geheimgesellschaft Zutritt haben. Viele der Tieropfer sollen dort vollzogen werden, das dürfen wir natürlich nicht näher hinterfragen.

Das Ursprüngliche soll bewahrt werden, so erklärt uns unser Begleiter, aber es scheint gar nicht so einfach zu sein. Die Jugend zieht es in die großen Städte und auf dem Land bleiben nur noch die Alten und die Familien übrig, die sich ein Leben in der Stadt nicht leisten können oder wollen. Auch in Niofoin ist das moderne Leben schon angekommen, wie eine Mahnung, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, teilen moderne Strommasten die ländliche Idylle. Quer durch das Dorf mit Straßenbeleuchtungen, die die neue Zeit elektrisiert einläuten sollen. Aber laut unserem Aufpasser können sich nicht alle in der Nachbarschaft das Licht leisten, während es aber auch modernere Häuser gibt, die Strom, Wasser und einen Autoabstellplatz haben. Ich habe das Gefühl, wir sind gerade noch zur richtigen Zeit hier in Niofoin gewesen.

Dieser Zeitraum zwischen alten Traditionen und modernen Leben wird nicht mehr lange seine ländliche Magie verteidigen können. Schon jetzt sind die Städter, die einstmals das Dorf verlassen haben, wieder hier und bauen mit Stein und Beton ihren Altersruhesitz, es ist ein starker Kontrast, der sich an manchen Stellen blitzend und trotzig seinen Platz zwischen den strohgedeckten Lehmhütten verteidigt.

Wir verlassen Niofoin mit dem Eindruck, eine sehr alte und traditionelle Art und Weise des Verständnisses von Spiritualität und Verehrung kennengelernt zu haben, und mit diesen Bildern von den beeindruckenden Konstruktionen der Fetischhäuser, die zweifellos zu den erstaunlichsten in Westafrika gehören.

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