Topfmacher in Korhogo
Im Norden der Elfenbeinküste, liegt ein Ort, an dem Tradition und harte Realität aufeinandertreffen.
Kinderarbeit in der Elfenbeinküste
Ein Besuch, der mein Afrikabild verändern sollte, steht an, weil Roland als Gourmet und hauseigener Chefkoch sich in die Alu Töpfe in einer der besuchten Einrichtungen verguckt hat, wollten wir einen solchen Topf auf dem Markt kaufen. Da gab es aber nicht das, was Roland sich vorgestellt hat und Coul hatte die Idee seine "kleine Frau", die Schwester seiner Ehefrau, zu fragen, wo wir solche Töpfe kaufen können. Sie hatte auch eine Idee und so sind wir etwas außerhalb des Stadtzentrums zu einem der Topfmacher gefahren. Hier, wo die sengende Sonne die Erde in ein Mosaik aus Rissen verwandelt, sind die Straßen erfüllt vom Klang klappernder Werkzeuge, dem Summen von Gesprächen und den Rufen spielender Kinder. Doch nicht alle Kinder hier spielen – viele von ihnen arbeiten. Sie sind Teil einer alten Handwerkskunst: der Herstellung von Tonwaren.
Die Herstellung von Töpfen und anderen Keramikprodukten hat in Korhogo eine lange Tradition. Die Techniken werden über Generationen weitergegeben, und jedes Stück erzählt eine Geschichte – von den Händen, die es formten, und dem kulturellen Erbe der Region. Der Lehm, der aus der Erde gewonnen wird, ist die Grundlage für diese Kunst. Frauen und Kinder kneten, formen und brennen ihn zu Schalen, Töpfen und Krügen, die auf den Märkten der Stadt verkauft werden.
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Topfmacher von Korhogo
Ein Besuch, der mein Afrikabild verändern sollte, steht an, weil Roland als Gourmet und hauseigener Chefkoch sich in die Alu Töpfe in einer der besuchten Einrichtungen verguckt hat, wollten wir einen solchen Topf auf dem Markt kaufen. Da gab es aber nicht das, was Roland sich vorgestellt hat und Coul hatte die Idee seine "kleine Frau", die Schwester seiner Ehefrau, zu fragen, wo wir solche Töpfe kaufen können. Sie hatte auch eine Idee und so sind wir etwas außerhalb des Stadtzentrums zu einem der Topfmacher gefahren.
Doch was auf den ersten Blick nach kultureller Romantik klingt, hat eine dunklere Seite: Viele der kleinen Hände, die die Töpfe formen, gehören Kindern, die für ihre Familien arbeiten, um das Überleben zu sichern.
Kinderarbeit in Korhogo ist kein Geheimnis, sondern eine alltägliche Realität. Schon im Grundschulalter lernen die Kinder, wie man den Ton knetet, ihn in die richtige Form bringt und ihn im offenen Feuer härtet. Sie tragen tonnenschwere Lasten aus rohem Material, arbeiten oft ohne Schutz vor der Hitze des Feuers und sitzen stundenlang in gebückter Haltung.
Für viele Familien in der Region ist dies die einzige Möglichkeit, über die Runden zu kommen. Die Einkünfte aus dem Verkauf der Töpfe sind oft der Hauptverdienst der Haushalte. Bildung bleibt dabei auf der Strecke, denn die Kinder fehlen in der Schule oder brechen ihre Ausbildung ganz ab, um im Handwerk mitzuhelfen.
Für die Eltern ist Kinderarbeit nicht immer eine Wahl, sondern eine Notwendigkeit. Sie sehen darin oft die einzige Möglichkeit, ihre Familien zu ernähren. Viele sind sich der Bedeutung von Bildung bewusst, können sich jedoch nicht leisten, auf die Unterstützung ihrer Kinder zu verzichten.
„Ohne die Hilfe meiner Kinder könnte ich nicht genug Töpfe herstellen, um den Lebensunterhalt zu verdienen“, sagt eine Mutter, die in einem kleinen Dorf bei Korhogo arbeitet. Diese Aussage zeigt die Zerrissenheit vieler Familien, die zwischen Tradition, Überlebenskampf und Zukunftsperspektiven stehen.
Eine Balance zwischen Tradition und Zukunft
Jetzt beginnt mein Zwiespalt, einerseits haben wir hier erfahren, dass die Töpfe in Handarbeit direkt vor Ort hergestellt werden. Das Rohmaterial ist Aluminium, das aus ausgemusterten Motorblöcken und anderen Aluminium Abfällen geschmolzen wird. Die Formen sind überliefert und werden in einer tonartigen Erde von Hand gestampft, eingearbeitet und verziert. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Töpfe frei von giftigen Einschlüssen sind und habe für mich entschieden, es muss nicht unbedingt das gegessen werden, was daraus gekocht auf den Tisch kommt. Dann war ich entsetzt, was sich in der Topfmacher Werkstatt abgespielt hat, der älteste Mitarbeiter ist der Besitzer, alle anderen sind Kinder und Jugendliche, die auf seiner Anweisung hin die ungesunde und gefährliche Arbeit erledigen. Durch Hitze und Abluft tränende Augen von unter zehnjährigen Kindern sprechen Bände. Die kleinen Gesichter sind durch Asche gezeichnet und die Hände haben durch die schwere Arbeit Schwielen und auch Brandverletzungen. Da fällt einem die zerrissene Kleidung auch nicht mehr ins Gewicht, ein hoch auf unseren europäischen Kinderschutz und die Gesetzte, die so etwas verhindern.
Lösungsansätze und Hoffnung
Doch es gibt Hoffnung. Verschiedene Hilfsorganisationen und lokale Initiativen arbeiten daran, die Lebensbedingungen in Korhogo zu verbessern. Sie setzen sich für Bildung ein, bieten Stipendien für Kinder an und unterstützen die Frauen, damit sie ihre Arbeit effizienter und rentabler gestalten können.
Ein Ansatz, der in der Region immer mehr Beachtung findet, ist die Förderung von Kooperativen. Diese ermöglichen den Töpferfamilien, ihre Produkte zu fairen Preisen zu verkaufen, und bieten Alternativen zur Kinderarbeit. Gleichzeitig wird die Bedeutung von Bildung betont, und es entstehen Schulprojekte, die speziell auf die Bedürfnisse der Kinder aus Töpferfamilien zugeschnitten sind.
Die Topfmacher von Korhogo stehen an einem Wendepunkt. Die Frage, wie Traditionen bewahrt werden können, ohne die Zukunft der Kinder zu gefährden, ist entscheidend für die Region.
Während die Töpfe, die aus dem Lehm von Korhogo entstehen, weiterhin die Märkte und Küchen der Region bereichern, bleibt die Hoffnung, dass die kleinen Hände, die sie formen, irgendwann die Freiheit haben, zwischen Handwerk und Bildung zu wählen.
Kinderarbeit – Notwendigkeit oder Ausbeutung?
Auf die Frage, warum Kinder bei ihm arbeiten hat der Inhaber eine einfache Antwort, es sind Schulferien und die Kinder machen lediglich so etwas wie eine Ausbildung, außerdem sind ein paar davon auch von ihm. Ich will nicht engstirnig wirken, aber eine solche Schutzbehauptung ist nicht das, was ich hören wollte.
Roland hat hier keinen Topf gekauft... so viel Moral muss sein!
Der Weg ist noch lang, aber er beginnt mit dem Bewusstsein für die Problematik – und dem Willen, etwas zu ändern.