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Elfenbeinküste Blog

Topfmacher in Korhogo

Im Norden der Elfenbeinküste, liegt ein Ort, an dem Tradition und harte Realität aufeinandertreffen.

Reiseblog24 | Topfmacher in Korhogo

Kinderarbeit in der Elfenbeinküste

Manche Erlebnisse auf Reisen hinterlassen Spuren – sie verändern, wie wir die Welt sehen. Unser Besuch in Korhogo sollte genau so ein Moment werden. Alles begann mit einer scheinbar simplen Mission: Roland, unser Gourmet und leidenschaftlicher Chefkoch, hatte sich in die traditionellen Aluminiumtöpfe einer besuchten Einrichtung verliebt. Natürlich wollte er unbedingt einen solchen Topf auf dem Markt ergattern. Doch dort wurden wir nicht fündig.

Coul, unser Begleiter, hatte eine Idee. Er wollte seine „kleine Frau“ – die Schwester seiner Ehefrau – um Rat fragen. Sie wusste genau, wo wir fündig werden könnten, und so führte uns unser Weg aus dem geschäftigen Stadtzentrum hinaus zu einem der traditionellen Töpferwerkstätten.

Die Luft war schwer von Hitze, die Sonne hatte die Erde in ein Mosaik aus tiefen Rissen verwandelt. In den engen Gassen hallte das rhythmische Klopfen von Werkzeugen wider, vermischt mit dem Stimmengewirr der Menschen und dem fröhlichen Lachen spielender Kinder. Doch nicht alle Kinder hier spielten. Manche arbeiteten.

Hier, inmitten dieser alten Handwerkskunst, wurde uns eine harte Realität vor Augen geführt. Die Herstellung von Keramik hat in Korhogo eine lange Tradition. Seit Generationen wird das Wissen weitergegeben – von Müttern an Töchter, von Vätern an Söhne. Jedes gefertigte Stück erzählt eine Geschichte. Doch während wir die kunstvollen Schalen, Krüge und Töpfe bewunderten, sahen wir auch die kleinen Hände, die sie formten.

Kinder, die eigentlich auf Schulbänken sitzen oder unbeschwert spielen sollten, kneteten hier den rohen Lehm, formten ihn mit geschickten Bewegungen und halfen beim Brennen der Töpfe. Für viele Familien ist diese Arbeit überlebensnotwendig – doch es bleibt ein bedrückender Anblick.

Diese Begegnung ließ uns nachdenklich zurück. Wie oft betrachten wir kunstvolle Handarbeiten, ohne über die Menschen nachzudenken, die dahinterstehen? Ohne zu wissen, unter welchen Bedingungen sie entstanden sind? Unsere Reise hatte uns nicht nur zu einem Markt für Töpferwaren geführt, sondern auch mitten in eine Realität, die schwer zu ignorieren ist.

Elfenbeinküste Blog
Elfenbeinküste Blog
45636 Aufrufe
Autor: Michael Lieder
Aktualisiert: 01. Februar 2025

Elfenbeinküste - Côte d'Ivoire

Topfmacher von Korhogo

Manche Erlebnisse hinterlassen Spuren – sie verändern den Blick auf eine Region, eine Kultur, ja, vielleicht sogar auf die Welt. So auch dieser Besuch, der eigentlich mit einer einfachen Idee begann: Roland, leidenschaftlicher Gourmet und unser hauseigener Chefkoch, hatte sich in die Aluminiumtöpfe einer unserer Unterkünfte verliebt. Sein Wunsch, genau so einen Topf zu besitzen, führte uns auf den Markt von Korhogo. Doch dort gab es nicht das, was er suchte.

Was nach einem authentischen Handwerkserlebnis klang, entpuppte sich schnell als Realität mit zwei Gesichtern. Zwischen den Werkbänken, dem feuchten Ton und den offenen Feuerstellen fiel unser Blick auf die vielen kleinen Hände, die die Töpfe formten – Hände von Kindern.

Die verborgene Wahrheit hinter den Töpfen

Kinderarbeit ist in Korhogo keine Randerscheinung, sondern alltägliche Realität. Schon im Grundschulalter lernen die Kinder, wie man den Ton knetet, ihn formt und im offenen Feuer härtet. Sie tragen schwere Lasten, arbeiten stundenlang in gebückter Haltung und sind der Hitze schutzlos ausgeliefert.

Für viele Familien gibt es keine Alternative. Die Einkünfte aus dem Töpferhandwerk sind oft ihre einzige Einnahmequelle. Bildung bleibt dabei auf der Strecke – zu oft fehlen die Kinder in der Schule oder brechen ihre Ausbildung ganz ab, um beim Überleben der Familie zu helfen.

Doch es ist nicht einfach eine Entscheidung aus Tradition oder mangelndem Bewusstsein für Bildung. Vielmehr ist es ein ständiger Kampf ums Überleben. „Ohne die Hilfe meiner Kinder könnte ich nicht genug Töpfe herstellen, um uns zu ernähren“, erzählt eine Mutter, während sie mit geübten Händen Ton formt. In ihren Augen liegt Stolz, aber auch eine stille Traurigkeit.

Es ist ein Dilemma, das sich nicht mit schnellen Lösungen auflösen lässt. Zwischen Notwendigkeit und Hoffnung, zwischen harter Realität und dem Wunsch nach einer besseren Zukunft – hier zeigt sich das wahre Gesicht des Alltags vieler Familien in Korhogo.

Eine Balance zwischen Tradition und Zukunft

Hier beginnt mein Zwiespalt. Einerseits beeindruckt mich die Handwerkskunst, mit der diese Töpfe in Korhogo entstehen. Jedes Stück wird direkt vor Ort in traditioneller Handarbeit gefertigt – aus recyceltem Aluminium, das aus alten Motorblöcken und Metallabfällen geschmolzen wird. Die Formen sind überliefert, der Lehm von Hand gestampft, verziert und zu etwas geschaffen, das Generationen überdauert. Ein Stück lebendige Tradition.

Doch dann mischt sich Unbehagen in meine Bewunderung. Kann dieses Aluminium wirklich frei von giftigen Rückständen sein? Ich entscheide für mich: Ich muss nicht unbedingt aus einem dieser Töpfe essen.

Aber das, was ich als Nächstes sehe, trifft mich noch viel tiefer. In der Werkstatt führt ein älterer Mann – der Besitzer – das Kommando. Seine Arbeiter? Kinder und Jugendliche. Kleine Hände, die schwere Arbeit verrichten. Ich sehe tränende Augen, gereizt vom Rauch der Feuerstellen. Schwarze Asche klebt an ihren Gesichtern, die viel zu früh von harter Arbeit gezeichnet sind. Schwielen, Brandwunden, zerschlissene Kleidung – all das wird plötzlich nebensächlich, wenn man realisiert, was hier wirklich passiert: Kindheit, die geopfert wird.

In diesem Moment wird mir schmerzlich bewusst, welch ein Privileg der Schutz ist, den unsere Kinder genießen. Ein Hoch auf die Kinderschutzgesetze, die bei uns solche Szenen verhindern. Doch hier, in Korhogo, ist die Realität eine andere.

Lösungsansätze und Hoffnung

Aber es gibt Hoffnung. Verschiedene Hilfsorganisationen und lokale Initiativen setzen sich unermüdlich für Veränderung ein. Sie ermöglichen Bildung, vergeben Stipendien und schaffen Programme, die besonders Mädchen und Frauen unterstützen, damit sie ihre Arbeit unter besseren Bedingungen und zu fairen Preisen leisten können.

Ein vielversprechender Ansatz ist die Förderung von Kooperativen. Diese Zusammenschlüsse helfen den Töpferfamilien, ihre Produkte zu fairen Konditionen zu verkaufen und schaffen Alternativen zur Kinderarbeit. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für die Bedeutung von Bildung – Schulprojekte entstehen, die den Bedürfnissen der Kinder aus diesen Familien gerecht werden.

Die Töpfer von Korhogo stehen an einem Wendepunkt. Wie kann eine jahrhundertealte Tradition bewahrt werden, ohne dass die Zukunft der Kinder auf dem Spiel steht? Eine Frage, die nicht nur hier, sondern in vielen Teilen der Welt von entscheidender Bedeutung ist.

Und während die kunstvollen Töpfe aus dem Lehm von Korhogo weiterhin die Märkte und Küchen der Region bereichern, bleibt die Hoffnung, dass eines Tages keine Kinderhände mehr gezwungen sein werden, sie zu formen – sondern frei wählen können zwischen Handwerk, Spiel und Bildung.

Kinderarbeit – Notwendigkeit oder Ausbeutung?

Als ich den Inhaber frage, warum Kinder bei ihm arbeiten, bekomme ich eine einfache Antwort: Es seien Schulferien, die Kinder würden nur eine Art Ausbildung machen – und einige davon seien sogar seine eigenen. Ich möchte nicht vorschnell urteilen, aber diese Erklärung fühlt sich für mich wie eine Schutzbehauptung an. Und offen gestanden, genau das wollte ich nicht hören.

  • Roland hat hier keinen Topf gekauft – prinzipiell. Denn manchmal ist ein klares Nein die einzige richtige Entscheidung.

Der Weg zu einer gerechteren Welt ist lang. Aber er beginnt mit Bewusstsein – und mit der Entscheidung, nicht wegzusehen.

Hier sind fünf interessante (und teils erschreckende) Fakten über Kinderarbeit in der Elfenbeinküste:

Was kann man tun?

Beim Kauf auf Fair-Trade-Siegel achten, sich über die Herkunft der Produkte informieren und Organisationen unterstützen, die sich gegen Kinderarbeit einsetzen!

1. Weltgrößter Kakaoproduzent mit Kinderarbeit

Die Elfenbeinküste ist der größte Produzent von Kakao weltweit. Leider arbeiten viele Kinder auf Kakaoplantagen unter extrem harten Bedingungen – oft ohne Bezahlung und ohne Möglichkeit, eine Schule zu besuchen.

2. Mehr als eine Million betroffene Kinder

Schätzungen zufolge arbeiten über 1,5 Millionen Kinder in der Kakaoproduktion in der Elfenbeinküste und in Ghana. Viele von ihnen verrichten gefährliche Arbeiten, wie das Tragen schwerer Säcke, den Umgang mit Macheten oder das Versprühen von Pestiziden.

3. Illegale Kinderhändler und moderne Sklaverei

Kinder aus ärmeren Nachbarländern wie Burkina Faso und Mali werden oft von Menschenhändlern verschleppt oder unter falschen Versprechungen in die Elfenbeinküste gelockt. Dort müssen sie dann unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten.

4. Schlechte Umsetzung von Schutzmaßnahmen

Zwar gibt es internationale Abkommen und Initiativen (z. B. das Harkin-Engel-Protokoll), um Kinderarbeit in der Kakaoindustrie zu reduzieren. Dennoch sind viele Maßnahmen schwer umzusetzen, weil Armut und fehlende staatliche Kontrollen das Problem weiter verschärfen.

5. Viele Konsumenten wissen nichts davon

Obwohl die großen Schokoladenunternehmen immer wieder versprechen, kinderarbeitsfreie Lieferketten zu garantieren, landet Kakao aus ausbeuterischer Arbeit weiterhin in vielen Schokoriegeln. Fair-Trade-Siegel bieten eine Alternative, aber nur ein kleiner Teil des Kakaos weltweit ist tatsächlich fair gehandelt.

Zwischen Kinderarbeit und moderner Gesellschaft – Ein Land der Gegensätze

Die Elfenbeinküste ist eines der wirtschaftlich aufstrebenden Länder Westafrikas. Mit ihren modernen Städten, wachsenden Industrien und technologischen Fortschritten zeigt sie ein Bild des Fortschritts und der Zukunft. Doch gleichzeitig gibt es eine Schattenseite: Kinderarbeit bleibt ein großes gesellschaftliches Problem. Während das Land sich modernisiert, arbeiten Tausende Kinder unter harten Bedingungen in verschiedenen Sektoren – von der Landwirtschaft über die Minen bis hin zur häuslichen Arbeit. Dieser Artikel beleuchtet die zwei Gesichter der Elfenbeinküste: die fortschrittliche, urbane Gesellschaft und die Herausforderungen im Kampf gegen Kinderarbeit.

Die moderne Elfenbeinküste: Fortschritt und Wachstum

Abidjan, die größte Stadt des Landes, wird oft als das “Paris Westafrikas“ bezeichnet. Mit modernen Hochhäusern, internationalem Handel und einer wachsenden Mittelschicht zeigt sich hier ein Bild von Urbanität und wirtschaftlichem Erfolg.

Technologische und wirtschaftliche Entwicklung
Digitale Innovation: Start-ups und Tech-Hubs wachsen, insbesondere in den Bereichen FinTech und E-Commerce.
Industrie & Handel: Neben Rohstoffen wie Kakao und Kaffee wächst auch der Dienstleistungssektor.
Bildungsreformen: Der Staat investiert in Bildung und versucht, den Zugang zu Schulen für alle zu verbessern.

Die Elfenbeinküste ist also auf einem guten Weg, ein modernes, wirtschaftlich stabiles Land zu werden. Doch es gibt eine Realität, die mit diesem Fortschritt nicht Schritt hält: Kinderarbeit.

Maßnahmen gegen Kinderarbeit
Die Regierung der Elfenbeinküste sowie internationale Organisationen arbeiten daran, Kinderarbeit zu reduzieren.

Was wird getan?
Bildungsprogramme: Mehr Schulen und finanzielle Unterstützung für Familien, damit Kinder lernen können.
Gesetzgebung: Strengere Kontrollen gegen ausbeuterische Arbeit.
Bewusstseinskampagnen: Information der Bevölkerung über die Folgen von Kinderarbeit
Alternative Einkommensquellen: Programme, die Erwachsenen helfen, bessere Jobs zu finden, damit Kinder nicht arbeiten müssen.

Doch der Weg ist lang, und viele Herausforderungen bleiben bestehen.

Meine Empfehlungen (*), hier habe ich gute bis sehr gute Erfahrungen gemacht....


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