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Elfenbeinküste Blog

Brobo, afrikanischer Markt auf dem Land

Wenn die Menschen keine Hilfe mehr erwarten können ist eine private Organisation vor Ort um Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten

Reiseblog24 | Brobo, afrikanischer Markt auf dem Land

Perspektiven für Menschen in Westafrika

Der Verein Menschen ohne Ketten e.V.  ist eine kleine Hilfsorganisation, die sich einem großen Thema verschrieben hat. St. Camille will die Lebenssituation von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Westafrika verbessern.

In den Partnerländern Burkina Faso und Elfenbeinküste (Côte d’Ivoire) leben viele psychisch Kranke isoliert, in Ketten gelegt, weggesperrt oder auf der Straße. Die psychiatrische Versorgung ist in absoluten Anfängen. Menschen ohne Ketten e.V.  unterstützt lokale Initiativen, die sich für Betroffene einsetzen und hilft dabei, die Situation der Betroffenen zu verbessern, ohne Hilfe zu diktieren. Mir gefällt, dass die Menschen vor Ort in die Lage versetzt werden sich selbst und damit anderen zu helfen und ihr Wissen weiterzugeben.

 

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8402 Aufrufe
Autor: Michael Lieder
Aktualisiert: 09. Dezember 2024

Elfenbeinküste - Côte d'Ivoire

Brobo bei Bouakè

Wenn wir ehrlich sind, war Brobo ursprünglich nie ein Ort in der Elfenbeinküste, den wir auf unserer Reise eingeplant hatten. Unser eigentliches Ziel an diesem Tag war ein Gebetszentrum in Bethel. Doch schon auf dem Weg dorthin fiel uns das geschäftige Treiben auf: bis obenhin beladene Transporter, Kleinbusse, dreirädrige Motorradtransporter, Radfahrer und Fußgänger – alle schienen in dieselbe Richtung zu strömen.

Wie wir bald erfuhren, führte sie alle zum Wochenmarkt von Brobo. Einmal pro Woche versammeln sich hier Händler und Bauern, um ihre Waren anzubieten – von frischem Obst und Gemüse über Handwerkskunst bis hin zu Kleidung. Plötzlich hatten wir die Idee, unseren Besuch in Bethel durch ein paar Schnappschüsse des quirligen Marktes abzurunden. Doch wie sich herausstellte, war „nur kurz durchfahren“ keine Option.

Die Menschen in Bouaké waren schon bemerkenswert freundlich, aber die Bewohner von Brobo setzten dem Ganzen noch die Krone auf. Das lebhafte Treiben, die Farben, die Gerüche – es war unmöglich, das einfach zu ignorieren. Außerdem war da noch Rolands Wunsch: Ein ganz bestimmter Kochtopf fehlte ihm, und wo könnte man den besser finden als hier?

Unser Übersetzer, der uns begleitete, kannte zufällig jemanden im Ort, der bereit war, uns durch das bunte Marktgeschehen zu führen. Rückblickend glaube ich, dass unser Guide seine Entscheidung vielleicht bereut hat – wir aber keineswegs! 😉

Brobo entpuppte sich als ein Ort voller Leben, Herzlichkeit und einzigartiger Eindrücke. Und ja, Roland fand schließlich seinen Kochtopf – ein Souvenir, das uns wohl jedes Mal an dieses unverhoffte Abenteuer erinnern wird.

Afrikanischer Markttag auf dem Land

Ein Markttag in Brobo ist wie eine lebendige Inszenierung des Alltags – bunt, pulsierend und voller Energie. Schon früh am Morgen erwacht der zentrale Marktplatz zum Leben. Der Duft von frisch geernteten Lebensmitteln, vermischt mit dem rauchigen Aroma der Holzkohleöfen, zieht durch die Luft. Es ist ein Erlebnis für alle Sinne: Die Weberstände glänzen mit kunstvoll geflochtenen Stoffen, während die Geflügelecke mit fröhlichem Gackern erfüllt ist.

Das Besondere an diesem Markt ist seine Vielfalt und Authentizität. Hier gibt es keine sterile Perfektion wie in modernen Einkaufszentren, sondern das echte Leben, in dem improvisiert wird und jedes Detail eine Geschichte erzählt. Besonders faszinierend sind die überladenen Minibusse – wahre Kunstwerke der Improvisation. Sie bringen nicht nur Waren, sondern auch Händler und Käufer aus den umliegenden Dörfern in die Stadt. Dass einer der Mitreisenden als “Bremser” dient und mit Holzkeilen die Funktion der Bremse ersetzt, zeigt eine ganz eigene, pragmatische Lösungskunst, die zum Schmunzeln anregt.

Während des Markttages wird Brobo zum Schmelztiegel der Kulturen und Traditionen. Es ist ein Ort des Austauschs, des Handelns und der Begegnungen. Menschen in bunten Gewändern feilschen lautstark um Preise, während Kinder lachend zwischen den Ständen hindurchlaufen. Musiker sorgen mit Trommeln und traditionellen Instrumenten für den passenden Rhythmus, der die geschäftige Atmosphäre untermalt.

Für einen Moment bleibt die Zeit stehen, und man spürt die tiefe Verbundenheit der Menschen mit ihrer Umgebung. Es ist kein bloßes Einkaufen, sondern ein Fest des Lebens – direkt unter der Sonne Afrikas.

Mittendrin im Marktgetümmel

Der Markt ist ein einziges buntes Spektakel, das alle Sinne anspricht. Überall bieten fröhliche Verkäuferinnen und Verkäufer ihre Waren an – von „echten Apple-Lederrucksäcken“ (deren Echtheit sicher ein Augenzwinkern verdient) bis hin zu getrocknetem Fisch, dessen intensives Aroma in der Luft liegt. Die Auslagen strahlen in den verschiedensten Farben: Leuchtend rote Chilischoten, golden glitzernde Schmuckstücke, saftig-grüne Kräuter. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt.

Doch dieser Markt ist nicht nur ein Ort des Handels, sondern auch ein Treffpunkt der Gemeinschaft. Während zwischen den Ständen rege gefeilscht wird, sieht man immer wieder Gruppen von Menschen, die sich herzlich begrüßen und die neuesten Geschichten aus den Nachbardörfern austauschen. Kein Wunder, dass der Markt wie das pulsierende Herz des Lebens hier wirkt.

Aus plärrenden Lautsprechern dröhnt Musik, manchmal überraschend moderne Beats, manchmal traditionelle Klänge, und zwischendurch unterbrechen Stimmen die Geräuschkulisse: Wahlpropaganda aus fahrenden Wahlstudios, die mit knatternden Lautsprechern durch die engen Gassen rollen. Ein besonderes Erlebnis ist der Sprachmix. Selbst als Nicht-Französisch-Sprechender kann ich erkennen: Das hier ist ein ganz eigener Dialekt, ein charmantes Durcheinander, das für Außenstehende fast wie eine neue Sprache klingt.

Die Kinder sind ein Kapitel für sich. Sie rennen barfuß durch das Gewühl, lachen, rufen sich gegenseitig zu und machen vor unseren Kameras spielerisch kleine Kunststücke. Ihre Lebensfreude ist ansteckend – wie kleine Sonnenstrahlen, die die geschäftige Szenerie erhellen.

Als Roland plötzlich in das dichte Marktgetümmel nach rechts abbiegt, bin ich einen Moment lang allein. Ich wollte mich eigentlich gerade nach links zu einem besonders fotogenen Stand mit getrockneten Gewürzen absetzen, doch plötzlich spüre ich, wie unsere Reisebegleiter unruhig werden. Ihr Blick verrät: Sie versuchen, uns beide gleichzeitig im Auge zu behalten – eine echte Herausforderung, wenn zwei Fotografen unterwegs sind, die mit ihren Kameras tief in die faszinierende Welt um sich herum eintauchen.

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