Zum Hauptinhalt springen
Japan Blog

Yamanouchi - genug Onsen für alle Primaten

Japan im Frühling, unterwegs im Land der aufgehenden Sonne

Reiseblog24 | Yamanouchi - genug Onsen für alle Primaten

Affen, Onsen und Alpenluft

Ein Tag in Yamanouchi, Nagano

Yamanouchi, eingebettet in die majestätischen Berge der Präfektur Nagano, fühlt sich an wie eine kleine Zeitreise. Dampf steigt aus den engen Gassen auf, traditionelle Holzhäuser säumen die Wege – und irgendwo ganz in der Nähe planschen Japans berühmte Schneeaffen im heißen Quellwasser. Es ist ein Ort, der nicht einfach nur besucht, sondern mit allen Sinnen erlebt werden will.

Unser Tag beginnt früh. Die klare Alpenluft ist frisch, fast belebend. Während die Sonne langsam über die Bergspitzen klettert, machen wir uns auf den Weg zum Jigokudani Monkey Park. Der Spaziergang durch den Wald ist 3 km lang – wer es gemütlicher mag, kann auch mit dem Auto bis zum nahegelegenen Parkplatz fahren und den Rest zu Fuß gehen.

Nach diesem besonderen Naturerlebnis geht’s weiter ins historische Shibu Onsen. Das Viertel wirkt, als wäre es direkt einem Ghibli-Film entsprungen. In Yukata und klappernden Holzsandalen ziehen Besucher von Bad zu Bad – neun öffentliche Onsen laden dazu ein, Körper und Seele zu verwöhnen. Wir probieren ein paar davon aus. Jede Quelle hat ihre eigene Temperatur, ihren eigenen Charakter – aber alle haben etwas zutiefst Beruhigendes. Der Stress fällt ab, der Moment zählt.

Zum Abschluss dieses besonderen Tages kehren wir in ein kleines Familienrestaurant ein. Auf dem Tisch: handgemachte Soba-Nudeln und knackiges Gemüse aus der Region. Kein Schnickschnack – nur ehrliches, liebevoll zubereitetes Essen, das wärmt und satt macht.

Japan Blog
Yamanouchi stand auf unserem Reiseplan, weil:

Wer Japan besucht, muss mindestens einmal in heißem Wasser sitzen – freiwillig, nackt und gemeinsam mit Fremden. Willkommen in der Welt der Onsen! Wir haben uns im Daymaruya Ryokan einquartiert, einem klassischen Holzhaus direkt an der Hauptstraße, die sich durch dampfende Gassen und stoisch schweigende Badegäste schlängelt.

 Der Ort selbst? Auf den ersten Blick wirkt er wie eine Filmkulisse nach Drehschluss. Nichts rührt sich, keine Hektik, kein Lärm – nur heißer Wasserdampf, der aus allen Ritzen quillt, und vereinzelt Gestalten in Yukata, die mit einem kleinen Handtuch bewaffnet irgendwo zwischen Wellness und Schlafwandeln unterwegs sind.

Gebrauchsanweisung fürs Nacktsein

Unsere Ryokan-Besitzerin erklärte uns freundlich, aber in rasendem Japanisch/Englisch, wie das alles funktioniert: Yukata anziehen, Schlüssel schnappen, zum Badehaus gehen, nackt machen, waschen, baden, fertig. Einfach, oder? In der Realität irrt man erstmal planlos durch die Straße, fragt sich, ob man so wirklich raus darf – und wird dann von einem älteren Japaner mit Körbchen und Flipflops überholt, der aussieht, als mache er das jeden Morgen vor dem Frühstück.

Und dann beginnt das Abenteuer: Ein Onsen ist kein Whirlpool. Es ist heiliger Ernst. Man wäscht sich gründlich (wirklich: GRÜNDLICH), betritt das Bad schweigend, sucht eine freie Ecke, versucht, nicht zu viel Blickkontakt aufzunehmen – und dann… verbrennt man sich beinahe die Seele. Diese Dinger sind heiß. Richtig heiß. Dafür mit so wohltuenden Zutaten wie Schwefel, Eisen und „au au au, meine Füße!“. Das öffentliche Badehaus war, sagen wir mal, zweckmäßig. Betonbecken, Plastikschemel, Platz für vielleicht sieben Leute mit mittelgroßem Schamgefühl. Wenn du an einem Badehaus eine Gruppe russischer Herren siehst, inklusive Volksmusikbeschallung, die das Bad in eine Banja verwandeln, ist klar: Zeit für den Rückzug.

Glücklicherweise hatten wir im Ryokan einen eigenen privaten Onsen. Keine Musik, keine fremden Körperteile, keine Verwirrung über Etikette. Einfach nur Ruhe, heißes Wasser und das Gefühl, in einer Teekanne zu sitzen – aber auf die angenehme Art. Das war mein Onsen-Moment. Und ja, da konnte ich mich sogar entspannen, ohne mir Gedanken darüber zu machen, wo ich mein Handtuch parken muss.

Mehr als nur Onsen

Doch abseits der heißen Quellen bietet dieser Ort auch eine ruhige, fast meditative Seite – geprägt von alten Schreinen und Tempeln, die tief in der japanischen Kultur verwurzelt sind. Ich war ehrlich gesagt überrascht, wie viele kleine spirituelle Orte sich hier verstecken. Manche erreicht man nach einem kurzen Spaziergang durch den Wald, andere liegen direkt am Wegesrand und sind so bescheiden, dass man sie leicht übersehen könnte – und doch laden sie genau deshalb zum Verweilen ein.

Besonders berührt hat mich ein kleiner Shintō-Schrein, an dem nur das leise Rascheln der Bäume und das Klappern eines hölzernen Gebetsamuletts zu hören war. Kein Trubel, kein Lärm – nur dieser eine Moment der Stille, der irgendwie bleibt.

Yamanouchi ist für mich mehr als nur ein Badeort. Es ist ein Ort, an dem Körper und Geist zur Ruhe kommen – sei es im heißen Wasser oder im Schatten eines jahrhundertealten Tempeldachs.

Auch kulinarisch hat Yamanouchi seine ruhigen, aber feinen Momente. Ramen, Izakaya, ein paar mutige europäische Interpretationen von Pizza – alles da. Mein Tipp: Folge deinem Hunger, nicht der Speisekarte.

Fazit: Yamanouchi ist kein Partyort. Aber wenn du bereit bist, dich nackt zu machen (im wörtlichen wie übertragenen Sinn), dann wirst du belohnt – mit Dampf, Stille und sehr heißen Erkenntnissen.

Nützliche Übersetzung für weniger Fettnäpfchen

  •     Heiße Quelle Onsen 温泉
  •     Erwachsene Otona 大人
  •     Frau Onna 女
  •     Frauenbad Onnayu 女湯
  •     Frauenbad Himeyu 姫湯
  •     Mann Otoko 男
  •     Männerbad Otokoyu 男湯
  •     Männerbad Tonoyu 殿湯
  •     Außenbad Rotenburo 露天風呂
  •     Shampoo Shampu シャンプー
  •     Spülung Conditiona コンディショナー
  •     Seife Body soap ボディーソープ
Schneeaffen im eigenen Onsen
Ein langersehnter Traum wird (fast) wahr

Seit ich zum ersten Mal die berühmten Bilder der Schneeaffen in National Geographic gesehen habe, war für mich klar: Wenn ich jemals nach Japan reise, muss ich sie mit eigenen Augen sehen. Diese Szene – Affen, die in dampfenden heißen Quellen sitzen, während Schneeflocken auf ihr Fell rieseln – hat sich tief in mein Gedächtnis gebrannt.

Der Jigokudani Affenpark (地獄谷野猿公苑) liegt in Yamanouchi, in der Präfektur Nagano. Er gehört zum Joshinetsu-Kogen-Nationalpark und ist besser bekannt unter dem lokalen Namen Shigakogen. Der Name „Jigokudani“ bedeutet übersetzt „Höllental“, was ziemlich gut passt: Dampf steigt aus dem gefrorenen Boden, Schwefel liegt in der Luft, und das Tal ist von steilen Klippen und dichten Wäldern umgeben – ein Ort, der so lebensfeindlich wirkt, dass er fast schon magisch erscheint.

Wir übernachteten in einem gemütlichen Ryokan in der Nähe und entschieden uns, nicht zu Fuß zu starten, sondern direkt mit dem Auto zum offiziellen Parkplatz zu fahren – immerhin wollten wir nach dem Besuch direkt weiterreisen. Vom Parkplatz aus ging es dann zu Fuß weiter: etwa 30 Minuten entlang eines schmalen Waldpfads, begleitet vom leisen Rauschen des Yokoyu-Flusses. Der Geruch von Schwefel in der Luft kündigte an, dass die Onsen nicht mehr weit waren.

Schon auf der Brücke vor dem Eingang zum Park entdeckten wir die ersten Japanmakaken, auch Schneeaffen genannt. Sie saßen auf den Felsen und warteten geduldig auf die wärmenden Sonnenstrahlen des Morgens. Der Anblick war faszinierend – auch ohne Schnee. Und da waren wir also: Am berühmten Affen-Onsen, gemeinsam mit einer kleinen Gruppe anderer Besucher. Nach und nach kamen mehr Affen den Hang herunter, angeführt von einem imposanten Männchen mit einer regelrechten Löwenmähne. Die Ranger hatten kleine Körner ausgelegt, und das „Frühstück“ wurde ohne zu zögern angenommen. Einige Affen tranken ein wenig Wasser, andere blickten neugierig in unsere Richtung – doch baden wollte heute keiner.

 So ist das eben mit der Natur: Sie folgt keinem Drehbuch. Es gibt keine Garantie für das perfekte Fotomotiv – auch wenn man noch so sehr darauf hofft. Für ein Bad im Onsen war es den Affen an diesem Tag wohl nicht kalt genug. Stattdessen genossen sie ihr Frühstück und wir diesen einzigartigen Moment der Nähe.

  •  War es trotzdem beeindruckend? Absolut.
  • War es so, wie ich es mir erträumt hatte? Nicht ganz.
  • Würde ich wiederkommen? Ohne Frage – in der Hoffnung, nächstes Mal beim Affen-Bad live dabei zu sein.
Powered by GetYourGuide
10 (nicht ganz) ernste Regeln für deinen Onsen-Besuch in Japan

Japan hat eine faszinierende Kultur mit strengen, aber oft subtilen Benimmregeln. Hier sind einige mit Augenzwinkern

Wasch dich wie ein Weltmeister, nicht wie ein Anfänger!

Wer ungewaschen ins Onsen steigt, riskiert den kollektiven Todesblick. Dusch dich gründlicher als vor dem ersten Date!

Handtuch bleibt draußen!

Dein kleines Handtuch ist zum Abdecken gedacht – nicht zum Baden. Wer’s mit reinschleppt, bekommt Minuspunkte in der Ehre Japans.

Schnorchel, Taucherbrille & Luftmatratze? Bitte nicht.

Das ist ein Bad, kein Freizeitpark. Lass das Wasserspielzeug zu Hause.

Kein Arschbomben-Alarm!

Auch wenn’s verlockend ist: elegantes Einsteigen schlägt spektakuläres Eintauchen. Deine Mitbadenden werden es dir danken.

Selfie-Stick? Lieber nicht.

Onsen-Zeit ist Entspannungszeit – und kein Influencer-Bootcamp. Die Kamera bleibt draußen (oder ganz diskret).

Tätowiert? Lies das Kleingedruckte.

Manche Onsen mögen’s traditionell. Tattoos können da manchmal stören – frag vorher oder such dir ein Tattoo-freundliches Bad.

Stille ist Gold, nicht nur ein Sprichwort.

Wer laut quasselt, wird schnell zur wandelnden Nervensäge. Flüstern ist das neue Schreien.

Mit dem Bierglas ins Wasser? Bitte nicht!

Auch wenn’s nach Werbung aussieht – Alkohol und Onsen sind eine zweifelhafte Kombi. Erst entspannen, dann trinken.

Haare hoch, Krieger!

Lange Haare gehören nicht ins Wasser. Hochbinden ist eh stylisher – und hygienischer.

Und am Ende? Bedanken nicht vergessen.

Ein leises „Arigatou“ zum Wasser oder zur Umgebung – klingt esoterisch, fühlt sich aber einfach richtig an.

Japanische Benimmregeln sind oft von Respekt und Rücksichtnahme geprägt. Wer sie kennt, hinterlässt einen positiven Eindruck und kann die japanische Kultur noch besser genießen!

Michael Lieder | Reiseblog24
Kommentare zum Blog ansehen und eintragen...

Um den Reiseblog24 noch besser zu machen, brauchen wir dich...

Gravatar
Melanie auf Reisen
Gerade zur richtigen Zeit
Danke für die praktischen Hinweise zur Reisezeit und zur Unterkunft! Ich plane gerade meine erste Japanreise und dein Artikel kam genau zur richtigen Zeit. Gibt’s bald auch was über Japan im Sommer? 😊
2
Gravatar
Marco_89
Kosten fehlen...
Der Beitrag ist wirklich schön geschrieben, aber mir fehlt ein bisschen die Info zu den Kosten vor Ort. Gerade Japan gilt ja als eher teuer – ein kleiner Abschnitt zu Tagesbudget oder Spartipps wäre super gewesen!
2
Gravatar
TravelNerdChris
Danke für die Infos
Cooler Artikel, aber es wäre toll, wenn du noch ein bisschen mehr über das Essen geschrieben hättest! Streetfood, regionale Spezialitäten – das ist für viele (mich eingeschlossen 😄) ein Highlight jeder Reise.
4
Gravatar
Helena87
Japan ist mein Traum
Klasse Beitrag! Besonders die Erklärungen zum Verhalten in öffentliche n Verkehrsmitteln und Restaurants waren sehr aufschlussreich . Perfekt für Japan-Reisende! Ich bin gespannt auf deine Berichte und hoffe, dass ich nächstes Jahr auch alles mal selbst erleben kann.
3
Gravatar
Lorenz
Benimmregeln in Japan
Super spannend zu lesen, wie wichtig Höflichkeit in Japan ist. Der Artikel bringt die kulturellen Unterschiede toll rüber und hilft, peinliche Fettnäpfchen zu vermeiden!
4
Kommentarformular anzeigen

Nimm dir daher bitte ein paar Minuten Zeit, um den Reiseblog24 zu bewerten.
Jede Meinung ist uns sehr wichtig!

Was kannst du bewerten?
  • Die Qualität und Nützlichkeit der Reiseberichte
  • Die Brauchbarkeit der Reisetipps
  • Das Design und die Benutzerfreundlichkeit des Blogs
  • Den Gesamteindruck des Reiseblogs24
Wie kannst du bewerten?

Ihr könnt direkt auf der Website des Reiseblogs24 eine Bewertung abgeben.
Ihr könnt einen Kommentar unter einem Reisebericht oder einem Reisetipp hinterlassen.
Ihr könnt uns eine E-Mail mit eurer Bewertung an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. schicken.
Vielen Dank für eure Unterstützung!

Mit eurer Hilfe können wir den Reiseblog24 noch besser machen und euch noch mehr Inspiration und Tipps für eure nächsten Reisen bieten.

Herzliche Grüße,

Das Team vom Reiseblog24

Reiseplanung...

Meine Empfehlungen (*), hier habe ich gute bis sehr gute Erfahrungen gemacht....


Booking.com