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Elfenbeinküste Blog

Bouakè in der Mitte

Bouaké – eine Stadt, die Gegensätze vereint und von ihrer bewegten Vergangenheit geprägt ist.

Reiseblog24 | Bouakè in der Mitte

Perspektiven für Menschen in Westafrika

Der Verein Menschen ohne Ketten e.V.  ist eine kleine Hilfsorganisation, die sich einem großen Thema verschrieben hat. St. Camille will die Lebenssituation von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Westafrika verbessern.

In den Partnerländern Burkina Faso und Elfenbeinküste (Côte d’Ivoire) leben viele psychisch Kranke isoliert, in Ketten gelegt, weggesperrt oder auf der Straße. Die psychiatrische Versorgung ist in absoluten Anfängen. Menschen ohne Ketten e.V.  unterstützt lokale Initiativen, die sich für Betroffene einsetzen und hilft dabei, die Situation der Betroffenen zu verbessern, ohne Hilfe zu diktieren. Mir gefällt, dass die Menschen vor Ort in die Lage versetzt werden sich selbst und damit anderen zu helfen und ihr Wissen weiterzugeben.

 

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Autor: Michael Lieder
Aktualisiert: 09. Dezember 2024

Bouaké – Eine Stadt voller Geschichte

Bouaké, eine lebendige Stadt im Herzen der Elfenbeinküste, erzählt Geschichten von Kultur, Widerstand und Erneuerung. Als Zentrum der Region Vallée du Bandama ist sie die drittgrößte Stadt des Landes, nach Yopougon und Abobo. Das Ballungsgebiet von Bouaké ist sogar das zweitgrößte der Elfenbeinküste, direkt nach der Küstenmetropole Abidjan, die etwa 350 Kilometer entfernt liegt.

Schon auf den ersten Blick zeigt Bouaké seine historischen Wurzeln. Die Stadtstruktur verrät ihre Entstehung während der französischen Kolonialzeit: Ein Teil der Stadt wirkt organisch gewachsen, mit engen, chaotischen Gassen, während ein anderer Teil eine streng quadratische und geplante Anlage aufweist. Eine wichtige Durchgangsstraße zieht sich von Norden nach Süden durch die Stadt, gesäumt von Geschäften und Restaurants, die gehobene Ansprüche bedienen. Diese Straße verläuft unterhalb der alten Bahnlinie, die Bouaké einst mit anderen Landesteilen verband, sowie nahe dem zentralen Postgebäude – einem Wahrzeichen der Stadt.

Doch Bouaké ist mehr als nur urbanes Leben und koloniale Architektur – die Stadt hat auch schwere Zeiten durchlebt. Während des Bürgerkriegs 2002 stand Bouaké im Zentrum des Konflikts. Zunächst zwischen den Fronten liegend, geriet die Stadt später unter die Kontrolle der Rebellen, den Forces Nouvelles de Côte d’Ivoire, und wurde zu deren inoffizieller Hauptstadt. Ein besonders düsteres Kapitel war das Massaker zu Beginn des Krieges, bei dem 90 Gendarmen und ihre Familien ums Leben kamen – ein Ereignis, das die Narben des Konflikts noch heute spürbar macht.

Bouaké ist ein Ort, der zeigt, wie Geschichte und Gegenwart ineinandergreifen. Hier finden sich Spuren der kolonialen Vergangenheit ebenso wie die Wunden und Hoffnungen eines Landes, das immer wieder versucht, sich neu zu erfinden.

Bouaké – Ein lebendiges Zentrum in der Mitte der Elfenbeinküste

Die Stadt sprüht vor Energie und Jugendlichkeit: Ganze 70 % der Einwohner sind jünger als 35 Jahre. Hier treffen Kulturen und Sprachen aufeinander, denn Bouaké ist Heimat von rund 60 ethnischen Gruppen, wobei die Baoulé und Malinké am stärksten vertreten sind. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung gehört dem Islam an. Besonders spannend: Bouaké pflegt seit vielen Jahren eine Städtepartnerschaft mit Reutlingen in Deutschland – ein schöner Beweis für die weltumspannenden Verbindungen dieser Stadt.

Erster Eindruck: Baustellen und Verkehrschaos

Kaum angekommen, fällt uns eines sofort auf: Bouaké befindet sich im Wandel. Überall wird gebaut, erneuert und modernisiert. Besonders die Durchgangsstraße, die die Stadt mit der Autobahn verbindet, wird komplett runderneuert und soll künftig mit vier Fahrspuren den Verkehr besser bewältigen. Doch davon ist momentan noch wenig zu spüren – Staus sind an der Tagesordnung.

Unser Weg durch die Stadt wird so zu einer abenteuerlichen Geduldsprobe. Doch während wir im dichten Verkehr festsitzen, gibt es viel zu entdecken: Auf den Straßen bewegen sich die kuriosesten Transportmittel, von übervoll beladenen Lastwagen bis hin zu Mopeds, die als Mini-Transporter fungieren. Manche Ladungen scheinen nur durch Wunder oder eine unsichtbare Hand zusammengehalten zu werden. Es ist unglaublich, mit welcher Geschicklichkeit die Fahrer ihre oft überladenen Fahrzeuge durch den chaotischen Verkehr manövrieren. Hut ab vor dieser beeindruckenden Verkehrskunst!

Nach unseren Besuchen in Abidjan und Korhogo führt uns die Reise weiter nach Bouaké, der pulsierenden Stadt im Herzen der Elfenbeinküste. Mit etwa 550.000 Einwohnern im Stadtkern und rund 1,5 Millionen Menschen im Ballungsraum ist Bouaké die zweitgrößte Stadt des Landes – nach der Metropole Abidjan.

Michael Lieder | Reiseblog24

Der Markt selbst ist ein wahres Labyrinth aus Gassen, in denen alles Mögliche angeboten wird: frisches Fleisch, Fisch, Kochutensilien, bunte Stoffe und moderne Kleidung. Die geschäftige Atmosphäre ist ansteckend – es macht einfach Spaß, durch die Stände zu schlendern, zu beobachten und die Energie aufzusaugen. Besonders faszinierend fand ich einen Fischhändler, der mich an Verleihnix aus Asterix erinnerte – nur dass die Fische hier wirklich frisch aussehen! ;-)

Michael Lieder | Reiseblog24

Leben in der City

Die Stadt bietet eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten, die es zu entdecken lohnt. Besonders beeindruckend ist die Große Moschee im Viertel Dougouba, ein architektonisches Meisterwerk. Ebenfalls erwähnenswert ist das Stadion „Stade de la Paix“, das nicht nur für Sportveranstaltungen, sondern auch für kulturelle Events genutzt wird. Ein Highlight für Freizeit und Entspannung ist „La Promenade Orange“, ein weitläufiges Areal, das mit einem modernen Einkaufszentrum, zahlreichen Geschäften und einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm begeistert.

Ein zentraler Dreh- und Angelpunkt des Stadtlebens ist der große Markt. Dieser pulsierende Handelsplatz, ein wichtiger Knotenpunkt der ivorischen Wirtschaft, hat eine bewegte Geschichte: Er wurde 1998 und 2019 durch Brände zerstört und wird derzeit wieder aufgebaut. Doch die Einheimischen ließen sich nicht entmutigen und etablierten in unmittelbarer Nähe eine lebendige Interimslösung. Hier erwartet dich ein farbenfrohes Treiben mit vielen freundlichen Menschen, die entspannt und aufgeschlossen sind – im Vergleich zu Korhogo sind die Begegnungen hier deutlich weniger distanziert. Ich fühle mich hier wohl, und die Gespräche mit den Menschen, so kurz sie wegen meiner begrenzten Französischkenntnisse manchmal auch sind, sind herzlich und bereichernd.

Immer wieder kommen Menschen auf einen zu, um ins Gespräch zu kommen, was mich sehr freut, auch wenn ich mir oft wünschen würde, mein Französisch wäre besser. Es gibt so viel, das ich gerne von ihnen erfahren würde – ihre Geschichten, ihre Perspektiven, ihre Träume. Aber auch so lassen sich Momente der Verbundenheit erleben, die das Reisen so besonders machen.

Die Kinder von Bouakè

Die Bevölkerung der Elfenbeinküste ist außergewöhnlich jung, und das Land steht vor zahlreichen Herausforderungen. Die heranwachsende Generation muss sich mit Problemen wie Kinderehen, Armut, Gewalt, fehlender Geburtenregistrierung, mangelndem Zugang zu sauberem Trinkwasser und einer unzureichenden medizinischen Versorgung auseinandersetzen. Erschreckend ist, dass 25 % der Kinder nicht offiziell registriert werden, was ihnen grundlegende Rechte und Möglichkeiten verweigert. 37 % der verheirateten Frauen gaben an, bereits vor ihrem 18. Lebensjahr geheiratet zu haben. Zudem hat jede fünfte Familie keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser – ein Zustand, der dringend verbessert werden muss.

Und doch, wenn man diesen Kindern begegnet, strahlen sie eine Lebensfreude aus, die berührt. Ihre leuchtenden Augen und ihr ausgelassenes Lachen zeigen, dass sie trotz aller Widrigkeiten Kinder wie überall auf der Welt sind – neugierig, verspielt und voller Energie. Dieses Potenzial für die Zukunft ist inspirierend und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Es ist eine Freude, ihre Begeisterung und Offenheit festzuhalten. Anfangs oft zurückhaltend, überwiegt schnell die Neugier. Sobald sich ein Kind traut, dem Fremden mit der Kamera zu begegnen, ist das Eis gebrochen. Bald sind wir umringt von lachenden, schelmischen und wissbegierigen Gesichtern, die ohne Vorbehalte und voller Freude die Aufmerksamkeit genießen.

Ich wünsche jedem dieser Kinder die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen und zu lernen. Sie verdienen die Chance, die Zukunft ihres Landes aktiv mitzugestalten und es voranzubringen. Ihr Potenzial ist der Schlüssel zu einer besseren, gerechteren Welt.

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