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Elfenbeinküste Blog

Abidjan an der Atlantikküste

Trotz aller Herausforderungen, die Abidjan zu bewältigen hat, spürt man hier auch die Energie einer pulsierenden Stadt, die sich ständig verändert.

Reiseblog24 | Abidjan an der Atlantikküste

Abidjan – Das pulsierende Herz Westafrikas

Abidjan, die wirtschaftliche und kulturelle Metropole der Elfenbeinküste, ist mit etwa fünf Millionen Einwohnern die größte Stadt des Landes und eine der dynamischsten Städte Westafrikas. Gelegen an der Ébrié-Lagune, beeindruckt Abidjan mit seiner modernen Skyline, lebendigen Märkten und einem einzigartigen Mix aus Tradition und Fortschritt. Die Stadt ist das wirtschaftliche Herz der Region und beheimatet zahlreiche Unternehmen, Banken und Industrien. Gleichzeitig bietet Abidjan eine reiche kulturelle Szene mit Musik, Tanz und Kunst, die von den vielfältigen ethnischen Gruppen des Landes geprägt ist. Wichtige Wahrzeichen wie die imposante St. Pauls-Kathedrale, das lebhafte Treichville-Viertel oder der Banco-Nationalpark zeugen von der Vielfalt der Stadt. Trotz der Herausforderungen einer schnell wachsenden Bevölkerung bleibt Abidjan ein pulsierender Mittelpunkt für Innovation, Handel und kulturellen Austausch in Westafrika.

 

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Autor: Michael Lieder
Aktualisiert: 08. Dezember 2024

Elfenbeinküste - Côte d'Ivoire

Abidjan Industriestandort am Antlantik

Abidjan, gelegen am Golf von Guinea, ist der größte städtische Ballungsraum der Elfenbeinküste und das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Obwohl Yamoussoukro 1983 offiziell zur Hauptstadt ernannt wurde, bleibt Abidjan aufgrund seiner dynamischen Wirtschaft, Infrastruktur und Bevölkerungsdichte das unbestrittene Herz der Nation. Die Stadt war von 1933 bis 1983 die politische Hauptstadt der Elfenbeinküste und hat sich seitdem zu einem bedeutenden Industrie- und Handelsstandort Westafrikas entwickelt.

Im Jahr 2002 wurden die zehn Stadtkreise von Abidjan zu selbstständigen Gemeinden erhoben, die als Abidjan Ville zusammengefasst werden. Gemeinsam mit vier umliegenden Unterpräfekturen bilden diese Gemeinden den Distrikt Abidjan, eine der am dichtesten besiedelten Regionen des Landes. Der rapide Bevölkerungsanstieg zeigt die Bedeutung der Stadt: Von nur 65.000 Einwohnern im Jahr 1950 wuchs Abidjan bis 2005 zu einer Metropolregion mit über 3,6 Millionen Menschen heran. Laut dem Zensus von 2014 leben inzwischen 4.395.243 Menschen in der Stadt – Tendenz weiter steigend.

Neben seiner wirtschaftlichen Rolle bietet Abidjan durch seinen Hafen, einen der größten in Westafrika, sowie seine Industrie- und Dienstleistungssektoren eine zentrale Drehscheibe für den Handel in der Region. Die Stadt wird jedoch auch mit Herausforderungen wie sozialer Ungleichheit, unkontrollierter Urbanisierung und Umweltbelastungen konfrontiert.

In einer weltweiten Rangliste zur Lebensqualität belegte Abidjan im Jahr 2018 Platz 208 von 231 bewerteten Städten. Trotz dieser Position ist die Metropole für viele Westafrikaner ein Magnet und Symbol für wirtschaftliche Chancen, kulturelle Vielfalt und urbanen Fortschritt.

Bassam Beach – Ein bittersüßes Erlebnis

Wir wollten die schönen Seiten von Abidjan erkunden und begaben uns online auf die Suche. Doch zu unserer Überraschung stießen wir fast ausschließlich auf den Strand von Bassam Beach als Highlight der Region. Entschlossen, uns selbst ein Bild zu machen, brachen wir früh morgens zum Sonnenaufgang auf, um dorthin zu fahren. Das Taxi, das uns transportierte, hatte seine besten Tage definitiv schon vor vielen Jahren hinter sich gelassen – ein Zustand, der leider auf viele Fahrzeuge hier in der Elfenbeinküste zutrifft. Dennoch, die Spannung auf das Kommende überwog die Erschütterung über die klapprige Fahrt.

Als wir schließlich am Bassam Beach ankamen, erkannten wir sofort das berühmte Strandfoto, das wir zuvor im Internet gefunden hatten. Es handelte sich um ein Postkartenmotiv, das viele Jahre alt war und anscheinend als Sinnbild für die Schönheit der Region galt. Auf den ersten Blick schien es, als hätte sich das frühe Aufstehen gelohnt: Der Strand präsentierte sich in der Morgenröte wie aus dem Bilderbuch, mit einer malerischen Aussicht und sanftem Licht, das den Ozean glitzern ließ.

Doch der erste Eindruck hielt leider nicht lange. Schon bei genauerem Hinsehen offenbarte sich die traurige Realität. Der vermeintliche Traumstrand entpuppte sich als eine Müllhalde mit Meerzugang, übersät mit Abfällen und von einer Trostlosigkeit geprägt, die schwer zu beschreiben ist. Die angrenzenden Gebäude – einst wohl stolze Hotels und luxuriöse Villen – waren verwahrlost und wirkten verlassen, als hätten sie seit Jahrzehnten keinen Gast mehr gesehen. Der Verfall war allgegenwärtig und ließ erahnen, dass Bassam Beach seine Blütezeit längst hinter sich gelassen hatte.

Trotzdem hatten wir unser „Bilderbuch-Abidjan“ eingefangen – zumindest auf den ersten Blick. Auch wenn der Ausflug nicht das hielt, was wir uns erhofft hatten, war der frühe Start des Tages nicht völlig umsonst. Wir konnten uns selbst ein Bild machen und uns mit der Ambivalenz dieses Ortes auseinandersetzen. Ein Besuch, der einerseits enttäuschte, andererseits aber auch die Realität und die Herausforderungen der Region deutlich machte. Bassam Beach ist ein Ort, der zum Nachdenken anregt – über Schönheit, Vergänglichkeit und das Potenzial, das hier noch schlummert.

Eine Stadt erwacht

Die Fahrt vom Hotel zur Bassam Beach führt uns durch die Vororte und Slums von Abidjan – ein Anblick, der schwer zu verarbeiten ist, vor allem am frühen Morgen, bevor der Tag überhaupt richtig begonnen hat. Es ist kaum vorstellbar, dass hier Menschen nicht nur leben, sondern vielmehr ums Überleben kämpfen müssen. Die Armut ist allgegenwärtig, und die Lebensumstände erscheinen oft hoffnungslos. Man bekommt den Eindruck, dass viele Menschen hier keine klare Perspektive mehr für ihr Leben sehen, sondern sich von einem Tag in den nächsten kämpfen. Doch die Hoffnung – die Hoffnung, dass es auch heute zum Überleben reichen wird – scheint das Letzte zu sein, was die Menschen hier noch nicht aufgegeben haben.

Wie in jeder Metropole der Welt ist der Verkehr in Abidjan zur Rushhour ein echtes Nadelöhr. Bereits vor 6:00 Uhr morgens gerät der tägliche Pendlerstrom aus den Vororten und umliegenden Gemeinden ins Stocken, und endlose Blechlawinen füllen die Straßen. Der Verkehr kommt stellenweise vollständig zum Erliegen – ein Bild, das die angespannte Dynamik einer schnell wachsenden Großstadt widerspiegelt. Glücklicherweise bewegen wir uns in Richtung Bassam Beach entgegen dem Strom und genießen eine weitgehend freie Fahrt. Doch der Blick aus dem Autofenster bleibt bedrückend, während wir an Siedlungen vorbeifahren, in denen das Leben für viele ein täglicher Kraftakt ist.

Trotz aller Herausforderungen, die Abidjan zu bewältigen hat, spürt man hier auch die Energie einer pulsierenden Stadt, die sich ständig verändert. Zwischen Chaos und Hoffnung zeigt sich das wahre Gesicht einer Metropole, die unzählige Geschichten erzählt – von Überlebenskampf, von Gemeinschaft, aber auch von einem Willen, sich dem Leben zu stellen.

Slums säumen den Weg

Auf dem Rückweg ins Hotel müssen wir uns wieder in die endlose Blechkarawane einreihen. Während die Hinfahrt zur Beach knapp 45 Minuten gedauert hatte, zieht sich der Rückweg nun auf fast zweieinhalb Stunden.

Die Luft ist eine einzigartige, nahezu erstickende Mischung, die meine Lungen rebellieren lässt. Benzin, Diesel, Fäkalien, menschlicher Schweiß und feiner Staub vereinen sich zu einem Cocktail, den ein empfindlicher europäischer Organismus kaum als “atembar” wahrnimmt. Öffnet man das Taxifenster, ist man mitten im Geschehen – dem Chaos der Straßen, der stickigen Hitze und der allgegenwärtigen Gerüche. Schließt man die Fenster, wird die Luft schnell heiß, stickig und scheint jeglichen Sauerstoff zu verlieren. Es ist ein Dilemma, das mich die gesamte Rückfahrt begleitet.

Entlang der Straßen drängen sich an improvisierten Bushaltestellen unzählige Menschen, die auf einen Platz in den überfüllten Bussen hoffen. Diejenigen, die es sich leisten können, steigen in Taxis – klapprige Fahrzeuge, die oft mehr Schrotthaufen als Auto ähneln. Bereits kurz nach 6:00 Uhr morgens steigen die Temperaturen merklich, doch die Stadt schläft nicht mehr – sie ist längst in voller Bewegung.

Verkaufsstände reihen sich dicht an dicht entlang der Straßen, die Händler bieten alles an, was man sich vorstellen kann: Frühstück zum Mitnehmen, Obst, Gemüse, Kleidung, Schuhe, Möbel, Holz zum Kochen oder Heizen, und verschiedenste Alltagsgegenstände. Die Märkte füllen sich mit Leben, Stimmengewirr und hektischer Geschäftigkeit, während die Sonne langsam über den Slums und Straßenschluchten aufgeht und die Stadt in grelles, staubiges Licht taucht.

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