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Korhogo im Norden

Unser Begleiter Coul erwies sich als wahrer Türöffner. Sobald die Menschen erkannten, dass wir keine Franzosen waren – was oft zu Spannungen führen kann –, kam sogar eine Art von Gastfreundschaft auf.

Reiseblog24 | Korhogo im Norden

Korhogo – Im Herzen des Nordens der Elfenbeinküste

Mit einer geschätzten Bevölkerung von knapp 500.000 Menschen zählt Korhogo zu den größten Städten der Region. Das Zentrum der Stadt wird von einem großen, teilweise überdachten Markt geprägt. Der Markt, der im monumentalen Afro-Stil der 1970er Jahre errichtet wurde, liegt am Rand eines dicht besiedelten Viertels der Unterschicht, dessen Häuser von einfachen Wellblechdächern bedeckt sind. Hier pulsiert das Leben: Händler bieten eine breite Palette von Waren an, von Lebensmitteln über Stoffe bis hin zu Handwerksprodukten, die für die Region typisch sind.

Von diesem geschäftigen Zentrum führt die Hauptstraße Richtung Süden zum einzigen Kreisverkehr der Stadt. Rund um diesen verteilen sich die meisten Verwaltungsgebäude, die das administrative Herz Korhogos bilden. Folgt man der Straße weiter, gelangt man ins Viertel “Residential”, das überwiegend von mittleren Angestellten und der wohlhabenderen Oberschicht bewohnt wird. Im Gegensatz zu den ärmeren Vierteln sind hier einige Straßen asphaltiert, doch die Nebenstraßen der Stadt bleiben größtenteils unbefestigt. Besonders in der Regenzeit stellt das eine große Herausforderung dar, da viele Wege unpassierbar werden. Auffällig ist auch, dass die Straßen Korhogos oft namenlos sind. Im Navigationssystem erscheint lediglich ein wirres Netz aus Linien ohne jegliche Bezeichnung, was die Orientierung erschwert.

Korhogo vereint urbane Lebendigkeit mit ländlicher Einfachheit. Trotz infrastruktureller Herausforderungen ist die Stadt ein bedeutendes Handelszentrum und kultureller Knotenpunkt des Nordens. Sie zieht Menschen aus der Umgebung an, die hier Arbeit suchen, Handel treiben oder einfach das geschäftige Leben genießen wollen. Korhogo ist nicht nur eine Stadt – sie ist ein Schmelztiegel von Tradition und Moderne in einer der eindrucksvollsten Regionen der Elfenbeinküste.

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Autor: Michael Lieder
Aktualisiert: 01. Februar 2025

Korhogo kennenlernen

Wer aus Abidjan oder Grand-Bassam nach Korhogo kommt, spürt sofort den Unterschied: Die Stadt wirkt ruhiger, fast entschleunigt. Weniger Autos, dafür umso mehr Motorräder, die geschäftig durch die Straßen surren. Was in anderen Städten allgegenwärtig ist – aufdringliche Straßenverkäufer, neugierige Kinder oder selbst ernannte „Führer“ –, scheint hier kaum eine Rolle zu spielen. Die Menschen begegnen Fremden eher zurückhaltend, manchmal sogar mit kühler Distanz.

Ein Grund dafür ist die komplexe Geschichte zwischen der Elfenbeinküste und Frankreich. Viele Einheimische setzen Menschen mit heller Hautfarbe automatisch mit „Franzosen“ gleich – ein Erbe der Kolonialzeit, das bis heute nachwirkt. Frankreich ist hier nicht gerade beliebt, und das spürt man. Diese untergründige Spannung kann ein unangenehmes Gefühl hinterlassen, besonders wenn die Zurückhaltung in offene Ablehnung umschlägt. In solchen Momenten bin ich froh, nicht allein unterwegs zu sein.

Ein Stadtbild zwischen Geschichte und Wandel

Das Zentrum von Korhogo wird vom Place de l’Indépendance geprägt – einem kleinen Kreisverkehr mit einer Grünfläche, die oft als Veranstaltungsort für Konzerte oder öffentliche Feiern dient. Südlich davon erstreckt sich das lebhafte Maquis-Viertel, auch bekannt als Bois Sacré, wo zahlreiche Restaurants und Bars das Bild bestimmen. Die wichtigsten Geschäfte, Apotheken und der große Markt reihen sich entlang der Hauptstraße, die sich nordöstlich vom Place de l’Indépendance erstreckt.

Korhogo trägt die Narben der Vergangenheit. Während der Bürgerkriege 2002 und 2004 war die Stadt ein Brennpunkt heftiger Kämpfe. Die Infrastruktur wurde stark beschädigt, und der einst blühende Tourismus, der für die Wirtschaft von großer Bedeutung war, kam völlig zum Erliegen. Der Wiederaufbau schreitet zwar voran, doch er verläuft langsam, und viele der einstigen Attraktionen kämpfen noch immer mit ausbleibenden Besuchern.

Das kulturelle Herz der Senoufo-Region

Und doch – trotz aller Herausforderungen – bewahrt Korhogo seinen Status als eines der kulturellen Zentren der Elfenbeinküste. In der Stadt und in den umliegenden Senoufo-Dörfern findet man sie noch immer: die Handwerker, die seit Generationen ihr Können weitergeben. Weber, Maler, Metallarbeiter, Töpfer und Holzschnitzer arbeiten mit traditionellen Werkzeugen und Techniken, die sich seit Jahrhunderten kaum verändert haben. Ihre kunstvollen Erzeugnisse sind nicht nur Ausdruck außergewöhnlichen Geschicks, sondern auch ein Fenster in eine tief verwurzelte Kultur, die bis heute lebendig geblieben ist.

Für alle, die sich für authentisches Handwerk und kulturelle Traditionen interessieren, bietet Korhogo einen faszinierenden Einblick in das Erbe der Senoufo. Hier geht es nicht nur um Kunst, sondern um Identität – um das, was bleibt, selbst wenn sich die Zeiten ändern.

Der zentrale Markt – Farben, Menschen und eine raue Realität

In Korhogo könnte man fast sagen, dass das gesamte Stadtzentrum ein einziger riesiger Markt ist. Egal, ob man nach Gewürzen, Stoffen, Werkzeugen oder Haushaltswaren sucht – hier gibt es scheinbar alles. Doch für Ortsfremde kann diese Fülle überwältigend sein. Wer gezielt etwas sucht, tut gut daran, sich von Einheimischen helfen zu lassen – sie wissen genau, wo man was findet und ersparen einem langes Herumirren.

Fotografieren – ein sensibles Thema

Eine Lektion lernten wir schnell: Fotografieren ist hier ein echtes Tabu. Während meiner Reisen habe ich selten so viel Ablehnung gegenüber harmlosen Aufnahmen erlebt. Die Menschen reagieren sofort mit Unbehagen oder sogar Verärgerung. Unser Übersetzer erklärte uns, dass viele glauben, ihre Bilder könnten im Ausland teuer verkauft werden – für sie wäre das nicht nur ein finanzieller, sondern auch ein symbolischer Verlust ihrer Würde. Doch ich vermute, die Gründe sind tiefer verwurzelt, geprägt von Geschichte, Misstrauen und kulturellen Werten, die wir als Außenstehende nur erahnen können.

Trotz der Herausforderung ließen Roland und ich uns nicht abschrecken und tauchten ein in das geschäftige Treiben des Marktes. Doch an diesem Tag zeigte er sich nicht von seiner lebendigsten Seite – eine durchregnete Monsun-Nacht hatte ihre Spuren hinterlassen. Statt leuchtender Stoffe, duftender Gewürze und geschäftigem Stimmengewirr erwarteten uns graue Tristesse, tiefe Pfützen und schmieriger Schlamm, der das Fortkommen mühsam machte. Romantische Afrika-Vorstellungen? Sie lösen sich hier schnell auf.

Ein Markt voller Kontraste

Und doch, selbst in diesem wenig einladenden Zustand, gab es viel zu entdecken. Händler priesen ihre Waren an, von frischem Obst bis zu gebrauchten Elektrogeräten, während sich die Menschen durch die engen Gassen drängten. Je tiefer wir ins Marktgeschehen eintauchten, desto mehr veränderte sich die Atmosphäre. In den Randbereichen begegnete man uns mit skeptischen Blicken – eine Mischung aus Zurückhaltung und prüfender Distanz. Doch im Zentrum wich die anfängliche Reserviertheit einer vorsichtigen Neugier.

Unser Begleiter Coul erwies sich als unverzichtbarer Türöffner. Sobald die Menschen merkten, dass wir keine Franzosen waren – eine Herkunft, die oft Spannungen mit sich bringt –, schien eine Art von Akzeptanz zu entstehen. Gastfreundschaft zeigt sich hier nicht in herzlichen Umarmungen oder freundlichem Lächeln, sondern in der Abwesenheit von Ablehnung. Kein feindseliger Blick, kein abfälliger Kommentar – manchmal ist das schon viel.

Das Lachen der Kinder

Eine Ausnahme bildeten die Kinder. Sie begegneten uns ohne Vorurteile, lachten, winkten und strahlten uns an. Ein einfaches „Hallo, wie geht’s?“ genügte, um sie in helle Begeisterung zu versetzen. Ihre unbeschwerte Freude, ihre kindliche Neugier – sie waren ein wohltuender Kontrast zur oft rauen Realität des Marktes.

Nach dieser intensiven Erfahrung war uns klar: Der zentrale Markt von Korhogo ist ein Ort voller Gegensätze. An guten Tagen farbenfroh und geschäftig, nach dem Regen chaotisch und herausfordernd. Doch auch hier, zwischen Matsch und misstrauischen Blicken, fanden wir Momente der Herzlichkeit – und das unerschütterliche Lachen der Kinder.

Korhogo ist eine faszinierende Stadt im Norden der Elfenbeinküste, die reich an Kultur, Geschichte und traditionellem Handwerk ist. Hier sind fünf interessante Fakten über Korhogo:

Korhogo ist eine Stadt, in der Tradition und Moderne auf einzigartige Weise zusammenkommen. Hast du vor, die Stadt zu besuchen, oder möchtest du noch mehr über sie erfahren?

1. Zentrum der Senoufo-Kultur

Korhogo ist das kulturelle Herz der Senoufo, einer ethnischen Gruppe, die für ihre reiche Kunst, Musik und spirituellen Traditionen bekannt ist. Besonders berühmt sind die traditionellen Tanzmasken, die in Zeremonien verwendet werden.

2. Berühmt für Kunsthandwerk und Weberei

Die Stadt ist ein Zentrum für Kunsthandwerk, insbesondere für Weberei, Holzschnitzerei und Korbflechterei. Das traditionelle “Pagne Baoulé”-Gewebe, das hier produziert wird, ist weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt.

3. Der heilige Péléforo-Gona-Reservat-Wald

Nahe Korhogo liegt das Péléforo-Gona-Reservat, ein geschützter Wald, der Heimat vieler Tierarten ist. Das Gebiet spielt eine wichtige Rolle im Umweltschutz und in der Bewahrung der Biodiversität der Region.

4. Die berühmten “Fakaha”-Malereien

Das nahegelegene Dorf Fakaha ist berühmt für seine Wandmalereien, die auf uralten Techniken basieren. Es wird sogar behauptet, dass Pablo Picasso sich von diesen Kunstwerken inspirieren ließ!

5. Markt von Korhogo – ein Erlebnis für alle Sinne

Der große Markt von Korhogo ist einer der buntesten und lebendigsten Märkte der Region. Hier gibt es alles: von Gewürzen und handgefertigtem Schmuck bis hin zu Heilkräutern und Tierfellen – ein echtes Paradies für Liebhaber authentischer Erlebnisse.

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