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Thailand

Ayutthaya die ehemalige Hauptstadt Siams

Ayutthaya – der Name klingt schon nach Vergangenheit, nach vergoldeten Zeiten und vergessenen Königen. Hier, wo einst die prächtige Hauptstadt Siams stand, stolpert man heute zwischen steinernen Buddha-Köpfen und bröckelnden Chedis durch Jahrhunderte. Die Stadt wirkt wie ein Geschichtsbuch, das jemand bei 35 Grad im Schatten gelesen hat – leicht zerknittert, aber voller Seele. Ich schlendere durch Ruinen, in denen Mönche noch immer Räucherstäbchen anzünden, und frage mich, ob König U-Thong wohl ahnte, dass sein Reich eines Tages von Selfie-Sticks regiert wird. Ayutthaya ist kein Ort zum Abhaken – es ist ein Ort, der dich lehrt, dass Geschichte keine Zahlenreihe ist, sondern ein Gefühl aus Staub, Sonne und ehrwürdigem Schweigen.

Reiseblog24 | Ayutthaya die ehemalige Hauptstadt Siams

Ayutthaya – Wo Steinmauern Geschichten flüstern

Manchmal stehst du an einem Ort und spürst sofort, dass hier Geschichte nicht einfach vergangen, sondern noch lebendig ist. Ayutthaya ist so ein Ort. Rund 80 Kilometer nördlich von Bangkok liegt diese einstige Hauptstadt des alten Siam – und sie hat bis heute nichts von ihrer Würde verloren. Zwischen den alten Backsteinruinen, den zerfallenen Tempeln und den stillen Buddha-Gesichtern schwingt eine Zeit mit, in der hier Macht, Glaube und Handel das Königreich pulsieren ließen.

Ich erinnere mich, wie ich durch die alten Mauern schlenderte, während die Sonne tief stand und das Licht die Tempel in warmes Gold tauchte. Der Wind roch nach Staub, Erde und Abenteuer – ein bisschen so, als würde Indiana Jones gleich um die Ecke biegen. Überall verstreut: Tempelanlagen, die sich der Schwerkraft seit Jahrhunderten widersetzen. Besonders der Wat Yai Chai Mongkon, mit seinem mächtigen Chedi und den endlosen Reihen meditierender Buddhafiguren, hat mich in seinen Bann gezogen – würdevoll, friedlich, ganz ohne Pomp.

Und dann dieser Mönch, barfuß, lächelnd, ruhig. Kein Wort, kein Handy, kein Selfie. Nur Gegenwart. Ich halte inne – und zum ersten Mal seit Tagen habe ich das Gefühl, wirklich angekommen zu sein.

Ayutthaya ist kein Ort, den man „besichtigt“. Man erlebt ihn. In der Hitze, im Staub, im eigenen Schweiß und Staunen. Wer sich hier treiben lässt, spürt, dass Geschichte manchmal lauter flüstert als jeder Reiseführer. Und vielleicht – ganz vielleicht – merkt man dabei, dass man selbst ein bisschen stiller wird.

Thema: Thailand
Autor: Michael Lieder
Aktualisiert: 12. November 2025
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Thailand

Ayutthaya – Zwischen Vergangenheit und Reisfeldern

Einige Orte strahlen diese stille Würde aus, als hätten sie längst begriffen, dass Zeit eigentlich keine Rolle spielt. Ayutthaya gehört genau dazu. Einst Hauptstadt eines mächtigen Königreichs, dann von den Burmesen in Schutt und Asche gelegt – und heute ein faszinierendes Freilichtmuseum der Geschichte, das zeigt, wie Macht vergeht, aber Schönheit bleibt.

Die meisten hetzen hier für ein paar Stunden durch, Selfie an der Buddha-Statue, Mango-Smoothie, zurück nach Bangkok. Ich wollte das anders machen. Drei Tage Zeit, um zwischen alten Tempeln und modernen Tuk-Tuks die Atmosphäre wirklich zu spüren. Schon die Fahrt dorthin – knapp 80 Kilometer nördlich von Bangkok – war eine kleine Reise für sich. Mein Mietwagen schnurrte auf der Autobahn, während links und rechts Reisfelder in der Sonne glänzten und Motorräder beladen mit halben Haushalten vorbeidüsten.

In Ayutthaya angekommen, merkte ich schnell: Hier prallen Welten aufeinander. Alte Ziegelmauern erzählen Geschichten von Königen und Kriegen, während direkt daneben Garküchen dampfen und Jugendliche mit ihren Scootern um die Wette knattern. Zwischen den Ruinen und dem Duft von Jasminreis liegt ein ganz eigenes Thailand – ruhiger, ehrlicher, irgendwie näher dran.

Ich schlenderte durch die Tempelanlagen, ließ mich treiben, ohne Ziel und ohne Uhr. Und ja, vielleicht war das die beste Entscheidung dieser Reise. Denn manchmal erkennt man die Größe eines Ortes nicht an seinen Mauern – sondern an dem Gefühl, das bleibt, wenn man ihn verlässt.

Wat Phanan Choeng

Manchmal stehen Tempel einfach nur da – schön, ehrwürdig, still. Und manchmal stehen sie da wie Wat Phanan Choeng: riesig, golden, leuchtend – als wolle er sagen: „Schau her, Mensch, das ist Geschichte, Spiritualität und ein Hauch Größenwahn in einem.“

Am Ufer des Pa-Sak-Flusses, leicht südöstlich der alten Inselstadt, thront dieser Tempel seit dem 14. Jahrhundert – und ja, er lebt. Kein Museumsstück, kein Ruinen-Feeling, sondern ein Ort, an dem Mönche noch immer beten, lernen, lehren und gelegentlich lächeln, wenn wieder jemand in Flip-Flops ehrfürchtig staunt.

Im Zentrum: Phra Chao Phanan Choeng, eine gewaltige Buddha-Statue aus Ziegeln und Mörtel, vergoldet bis zum Himmel. Sie sitzt in jener ikonischen Pose, die an die Erde appelliert, Zeugin der Erleuchtung zu sein. 1324 erbaut – also bevor Ayutthaya überhaupt gegründet wurde – hat sie mehr Stürme, Könige und Selfies überstanden, als man zählen kann. Heute ruht sie in einer großen Versammlungshalle, dem Viharn, flankiert von zwei seiner treuesten Schüler: Sariputta und Moggallana – quasi die „Peter und Paul“ des Buddhismus.

Rundherum glitzern kleine Buddha-Nischen, Mönche huschen in orangefarbenen Roben vorbei, und draußen am Fluss weht der Wind den Duft von Räucherwerk über das Wasser. Ein kleiner chinesischer Tempel mit furchterregend bunten Kriegern wacht am Ufer – vermutlich seit Jahrhunderten mit demselben stoischen Blick.

Ob per Boot, Roller oder Taxi – der Weg hierher ist einfach, die Wirkung gewaltig. Wat Phanan Choeng ist kein stilles Denkmal, sondern ein lebendiger Atemzug Ayutthayas – golden, mystisch, ein bisschen übertrieben. Und genau deshalb so unvergesslich.

Wat Boroma Raan

Zwischen Ziegel, Stille und Geschichten, die keiner mehr erzählt

Oft sind es nicht die glänzenden Sehenswürdigkeiten, die mich anziehen, sondern die stillen Ruinen, die niemand mehr beachtet. Wat Boroma Raan, am Rand von Ayutthaya, ist genau so ein Ort. Kein Schild weist darauf hin, kein Tourbus hält hier. Und vielleicht ist das sein größtes Glück.

Schon von Weitem blitzen die alten Ziegel im warmen Nachmittagslicht, als wollten sie sagen: „Wir sind noch da.“ Ich folge diesem stummen Ruf, überquere eine kleine Bogenbrücke aus Stein, unter der sich ein träger Wasserlauf schiebt, und stehe plötzlich inmitten vergangener Jahrhunderte. Zwischen den Mauern, die längst der Zeit gehören, thront eine Buddhastatue – nicht perfekt, nicht golden, aber ehrlich. Vor ihr liegen frische Opfergaben, Räucherstäbchen, Blumen – ein Zeichen, dass dieser Ort noch lebt, wenn auch leise.

Der Stil erinnert an die Khmer – schwer, erhaben, fast trotzig. Ein bisschen wie Angkor Wat, nur ohne Selfiesticks und Gedränge. Hier zählt kein Eintrittsticket, sondern das Gefühl, für einen Moment allein zu sein mit Geschichte, Stille und der tropischen Luft, die nach Erde und Zeit riecht.

Ich setze mich unter einen Baumriesen, höre den Wind durch die Kronen ziehen und denke: So fühlt sich Reisen an. Kein Ziel, kein Plan – nur der Augenblick, der bleibt. Wat Boroma Raan ist kein Ort für Eile, sondern für das leise Staunen. Und genau das macht ihn so wertvoll – ein vergessenes Kapitel Ayutthayas, das man besser nicht im Reiseführer findet.

Auf der Suche nach dem Gesicht Buddhas

Manchmal fühlt sich Geschichte so nah an, dass man meint, sie atmet einem in den Nacken. So ist es in Ayutthaya – jener alten Königsstadt, die einmal das Herz Siams war und heute zwischen Vergangenheit und Verfall pendelt. Dort, wo der berühmte Buddha-Kopf in den Wurzeln eines Banyan-Baums ruht, scheint die Zeit stillzustehen. Unzählige Reisende haben dieses Antlitz fotografiert – friedlich, halb verborgen, als würde Buddha selbst in diesem Baum Zuflucht gesucht haben.

Doch während die Wurzeln den Kopf fest umschließen, hat die Moderne die Stadt losgelassen. An den Rändern der Tempelanlagen weht ein Hauch von Melancholie – eine leise Erinnerung daran, dass die Welt, die während der Pandemie stillstand, nicht überall wieder aufgewacht ist. Wo einst Touristengruppen in grellbunten Schirmen durch die Sonne zogen, hocken heute nur noch streunende Hunde im Schatten. Die alten Wat’s, einst stolz und voller Leben, wirken plötzlich wie Filmkulissen, deren Regisseur das Drehbuch vergessen hat.

Ich streife durch diese Mauern, die mehr erlebt haben, als manch ganzes Land, und frage mich, wie viele Gebete hier wohl verklungen sind, ohne je erhört zu werden. Eine Frau verkauft in einem leeren Souvenirstand getrocknete Lotusblüten – sie lächelt, obwohl sie längst weiß, dass heute niemand kommen wird. Es ist dieses Lächeln, das bleibt. Zwischen Staub, Sonne und der stillen Hoffnung, dass alles irgendwann wieder gut wird.

Vielleicht ist genau das Ayutthayas wahre Botschaft: Nicht alles, was alt ist, braucht Applaus. Manches braucht einfach nur Zeit, Stille – und jemanden, der noch hinschaut.

Meine Empfehlungen (*), hier habe ich gute bis sehr gute Erfahrungen gemacht....