Zum Hauptinhalt springen
Japan Blog

Beppu – Dampf, Höllen, Sandgräber und hungrige Primaten

Japan im Frühling, unterwegs im Land der aufgehenden Sonne

Reiseblog24 | Beppu – Dampf, Höllen, Sandgräber und hungrige Primaten

Unterwegs für dich

In Beppu bin ich für den Blog durch 7 Höllen gegangen

Sobald man in Beppu ankommt, merkt man sofort: Hier ist etwas anders. Aus allen Ecken der Stadt steigen Dampfschwaden in den Himmel, als würde der Boden selbst atmen. Beppu, auf der südlichen Insel Kyūshū gelegen, ist eine der bekanntesten Onsen-Städte Japans – und das völlig zu Recht. Mit mehr als 2.000 heißen Quellen bietet die Stadt nicht nur pure Entspannung, sondern auch faszinierende Naturphänomene, ungewöhnliche kulinarische Erlebnisse und tiefe Einblicke in eine jahrhundertealte Badekultur.

Mich hat Beppu sofort in seinen Bann gezogen – nicht nur wegen der Wärme der Quellen, sondern auch wegen der Wärme der Menschen. Zwischen traditionellen Ryokans, dampfenden Höllentälern („Jigoku“) und rustikalen Sandbädern erlebt man hier ein Japan, das gleichzeitig bodenständig und geheimnisvoll wirkt. Besonders beeindruckend: die acht „Höllen von Beppu“, farbenfrohe Thermalquellen, die mehr Schauplatz als Badeort sind. Jede hat ihren eigenen Charakter – von kobaltblau bis blutrot – und entführt dich in eine fast surreale Welt.

In diesem Artikel nehme ich dich mit auf meine Reise durch Beppu. Ich zeige dir, wo du am besten entspannst, was du keinesfalls verpassen darfst und warum Beppu mehr als nur heiße Quellen zu bieten hat. Ob du Ruhe suchst, Neugier verspürst oder einfach nur in die mystische Atmosphäre Japans eintauchen willst – Beppu ist ein Ort, der dich überraschen wird.

Japan Blog
Dampf über den Dächern
am besten vor dem Frühstück

Beppu – ein Ort direkt am Pazifik, bekannt für seine heißen Quellen und… tja, nennen wir es mal: zurückhaltende urbane Ästhetik. Wer hier nach postkartenreifer Altstadtromantik sucht, wird eher ernüchtert – Beppu präsentiert sich, wie so viele Städte in Japan, in elegantem Grau-in-Grau. Beton, Kabel, Zweckbauten. Und dann – BAM! – steht man plötzlich vor dem „Gulliver Markt“, einem schrillen Konsumtempel, der aussieht, als hätte ein psychedelischer Designer bei Daiso Hausverbot bekommen und hier seine Fantasien ausgelebt. Noch nie haben uns Warenauslagen so sprachlos gemacht.

Ein echtes Highlight ist der Aussichtspunkt oberhalb der Stadt. Früh aufstehen lohnt sich! Als wir gegen 8 Uhr dort standen, waberten dichte Schwaden kochend heißen Wasserdampfs aus den Gassen – ein Bild wie aus einer Geisterstadt im Anime. Nur: Nachmittags war davon kaum noch etwas übrig. Die „zaghafte-Finger-Variante“ des Wasserdampfs streichelte eher verlegen den Himmel. Fazit: Der frühe Vogel sieht den Dampf.

Willkommen in der Hölle – gleich siebenmal

Die „Sieben Höllen von Beppu“ klingen schlimmer als sie sind. Tatsächlich sind sie beeindruckende geothermische Phänomene – brodelnde Becken, bunt eingefärbt (kleiner Spoiler: die Farben sind nicht immer rein natürlich), jede mit eigenem Thema. Rot, blau, weiß, schlammig… alles dabei. Ob man die Höllen per Auto oder auf einem 2,7 km langen Rundweg entdeckt, bleibt Geschmackssache. Wir entschieden uns für beides – Touristentaktik trifft Bewegungsdrang. Der Eintritt kostet 2200 ¥ für alle Höllen (Stand 2025), Einzelhöllen sind für 450 ¥ zu haben. Eine Erfahrung, die nicht nur optisch hängenbleibt – einige Becken verströmen einen Duft, der irgendwo zwischen faulen Eiern und Schulbiologie liegt. Apropos: Was absolut nicht geht, ist das Krokodil-Gehege. Einzelhaft für Reptilien in Schuhkartons – das ist keine Attraktion, das ist Tierquälerei. Punkt.

Tipp: Für eine authentischere Erfahrung lohnt es sich, außerhalb der Hauptsaison zu reisen – dann wirkt Beppu noch ursprünglicher und entspannter.

Michael Lieder | Reiseblog24
Ein Ausflug ins Herz der Stadt
zwischen Bars, Boutiquen und… Bordellen?

Nach so viel Schwefeldampf und brodelnder Erde wollten wir uns das Zentrum Beppus genauer ansehen. Und siehe da: Zwischen kleinen Bars, Izakayas und charmanten Einkaufspassagen versteckt sich ein überraschend lebendiger Stadtkern. Es gibt dort alles – von traditioneller Seife über Manga-Schnickschnack bis hin zu hervorragendem Streetfood. Aber wie so oft in japanischen Städten offenbart sich abseits der Hauptstraßen auch eine andere Seite – das Rotlichtviertel. Diskret, nicht aufdringlich, aber eindeutig. In roten Neonfarben wird hier für „diverse Dienstleistungen“ geworben. Und ja, das wirft Fragen auf. Nicht alles, was hier glitzert, ist Gold – und manches fühlt sich mehr nach Schattenseite als nach Sehenswürdigkeit an. Dennoch gehört auch das zum Bild einer Stadt wie Beppu.

Mein Tipp für´s Fotografieren, wenn du schöne Übersichtsbilder (auch bei Sonnenuntergang) haben möchtest. Dann ist das Rooftop (Parkdeck) des „youme“ Kaufhauses ein wahrer Geheimtipp. Hier kannst du die gesamte Stadt einsehen und hast Ruhe zum Fotografieren.

Michael Lieder | Reiseblog24
Sandbaden im Takegawara-Onsen
wie ein Yakuza-Mumienopfer

Eines dieser skurril-schönen Highlights ist das Sand-Onsen, zum Beispiel im Beppu Beach Sand Bath (Takegawara Onsen). Hier liegst du – eingewickelt in einen Yukata, also ein leichtes Baumwollgewand – in einer Halle, während freundliche Badehausmitarbeiterinnen dich komplett mit heißem vulkanischem Sand zuschaufeln. Klingt zuerst wie eine Kindheitserinnerung an den Sandkasten, wird aber schnell zur körperlichen Herausforderung: Der Sand ist schwer, dicht und heiß – teilweise über 40 Grad Celsius.

Nach wenigen Minuten spürt man, wie der Körper zu schwitzen beginnt, der Puls sich beschleunigt und das Atmen schwieriger wird. Es fühlt sich an wie eine Mischung aus Sauna, Tiefenentspannung und leichtem Überlebenskampf – was man sehr treffend beschreiben kann als „wie ein Yakuza-Mumienopfer“. Dieser besondere Zustand irgendwo zwischen meditativer Trance und körperlicher Grenzerfahrung hat tatsächlich etwas fast Spirituelles – viele Besucher berichten von einem überraschend tiefen Gefühl der Entspannung danach.

Nach etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten wirst du wieder ausgegraben und kannst in einem klassischen Onsenbecken den Sand und Schweiß abspülen – ein echtes Reinigungsritual, das sowohl körperlich als auch geistig belebend wirkt.

Warum lohnt sich dieses Erlebnis?
  • Die Hitze fördert die Durchblutung und regt den Kreislauf an.
  • Viele berichten von einer angenehmen Muskelentspannung und einem Gefühl innerer Ruhe.
  • Die Kombination aus Natur, Kultur und ein wenig körperlicher Herausforderung macht es zu einem echten Erlebnis.
Süßkartoffeln für die Affen – ein wildes Tagesfinale

Den Abschluss unseres Tages bildete der Besuch beim Affenberg von Beppu – offiziell Takasakiyama Monkey Park genannt, inoffiziell: die Bühne für eine tierische Aufführung, die irgendwo zwischen Naturdoku, Straßentheater und Comedyshow liegt. Der Berg selbst wird von mehreren hundert Japanmakaken bevölkert, die hier frei leben und – im Gegensatz zu den Krokodilen von vorhin – nicht in Gehegen eingesperrt sind. Als Besucher begibt man sich mit einer Monorailbahn oder zu Fuß auf das Gelände und taucht ein in eine Parallelwelt voller pelziger Persönlichkeiten.

Unser Timing war perfekt: Punkt 16:40 Uhr – die letzte Fütterung des Tages. Schon Minuten vorher spürte man, wie sich die Affen versammelten. Einige lümmelten auf Dächern, andere gaben sich betont desinteressiert, aber ihre Blicke verrieten: „Gleich gibt’s was!“ Dann kam der Mann mit dem Wagen. Keine große Show, kein Mikrofon, einfach nur ein Mitarbeiter mit einem Handkarren voll Süßkartoffelstücken. Und plötzlich ging’s los: Er sprintete über den Platz – und mit ihm die Affen. Eine Explosion aus pelzigen Leibern, die sich wie eine flauschige Welle auf die verteilten Süßkartoffeln stürzten. Was dann folgte, war großes Kino: Affen, die sich gegenseitig anbettelten, einer, der vier Stücke auf einmal klaute und sich wie ein Dieb ins Gebüsch zurückzog. Junge Makaken, die mit den Kartoffeln spielten, als wären es Goldbarren. Und natürlich der Opa-Affe, der würdevoll nur ein Stück nahm und sich auf einen Stein setzte, als wolle er sagen: „Man hat ja Manieren.“

Mittendrin wir – in sicherem Abstand, aber nah genug, um jede Mimik zu erkennen. Kein Gitter, keine Absperrung, nur ein paar höfliche Schilder: „Don’t touch the monkeys“ (wobei man fairerweise sagen muss: sie fassen einen sowieso an, wenn man ihnen zu nahe kommt). Der Besuch dort war ein echtes Highlight – wild, ungefiltert, unterhaltsam. Und ein wunderschöner, etwas chaotischer Abschluss eines Tages, der ohnehin schon voller Überraschungen war.

Beppu ist vielleicht kein Schönheitspreis-Gewinner, aber definitiv ein Ort, der Eindruck hinterlässt – mit Hitze, Humor und einem Hauch Absurdität. Hier treffen brodelnde Erdkräfte auf schräge Erlebnisse und tierische Action. Wer sich früh auf den Weg macht, sieht mehr – und wer sich traut, entdeckt die vielen Gesichter einer Stadt, die weit mehr ist als nur ein Dampfbad.

Michael Lieder | Reiseblog24
Powered by GetYourGuide
Beppu entdecken
10 spannende Fakten für deine Reise
  1. Japans Hauptstadt der heißen Quellen

    Beppu besitzt die höchste Anzahl an heißen Quellen (Onsen) in ganz Japan – über 2.000 Quellen sprudeln hier und produzieren mehr als 130.000 Tonnen heißes Wasser pro Tag.

  2. Die „Hölle von Beppu“ (Jigoku Meguri)

    Acht spektakuläre, aber nicht zum Baden geeignete heiße Quellen mit dampfenden, bunten oder brodelnden Wasserflächen – ideal für Fotos und einen spannenden Spaziergang.

  3. Sandbäder am Strand von Beppu

    In Beppu kann man sich in warmem, vulkanisch erhitztem Sand eingraben lassen – eine entspannende und einzigartige Wellness-Erfahrung.

  4. Besonderes Klima durch Vulkanismus

    Der nahegelegene Vulkan Tsurumi-dake und die geothermische Aktivität sorgen für dampfende Straßenränder, warme Böden und eine ganz eigene Atmosphäre.

  5. Onsen-Eier & Dämpf-Küche (Jigoku Mushi)

    In Beppu kannst du Speisen wie Gemüse, Eier oder Süßkartoffeln im heißen Dampf der Quellen garen lassen – ein kulinarisches Erlebnis direkt aus der Natur.

  6. Tradition trifft Moderne

    Von traditionellen Ryokans bis hin zu stylischen Boutique-Hotels und hippen Cafés – Beppu verbindet altes Japan mit neuen Akzenten.

  7. Ein echtes Badeparadies

    Ob öffentliches Badehaus oder privates Rotenburo mit Ausblick – in Beppu findest du für jede Vorliebe das passende Onsen-Erlebnis.

  8. Besuch im Onsen-Museum

    Das Beppu City Traditional Bamboo Crafts Center zeigt, wie tief Bambuskunst und Onsen-Kultur miteinander verwoben sind.

  9. Fußbäder für Zwischendurch

    Überall in der Stadt gibt es kostenlose Ashi-yu (Fußbäder) – ideal für eine kleine Auszeit nach dem Sightseeing.

  10. Atemberaubende Ausblicke vom Beppu Ropeway

    Mit der Seilbahn geht’s auf den Mt. Tsurumi – oben erwartet dich ein weiter Blick über Beppu, das Meer und die umliegenden Berge, besonders schön im Frühling und Herbst.

 
Empfohlen von Reiseblog24
Kommentare zum Blog ansehen und eintragen...

Um den Reiseblog24 noch besser zu machen, brauchen wir dich...

Gravatar
Melanie auf Reisen
Gerade zur richtigen Zeit
Danke für die praktischen Hinweise zur Reisezeit und zur Unterkunft! Ich plane gerade meine erste Japanreise und dein Artikel kam genau zur richtigen Zeit. Gibt’s bald auch was über Japan im Sommer? 😊
2
Gravatar
Marco_89
Kosten fehlen...
Der Beitrag ist wirklich schön geschrieben, aber mir fehlt ein bisschen die Info zu den Kosten vor Ort. Gerade Japan gilt ja als eher teuer – ein kleiner Abschnitt zu Tagesbudget oder Spartipps wäre super gewesen!
2
Gravatar
TravelNerdChris
Danke für die Infos
Cooler Artikel, aber es wäre toll, wenn du noch ein bisschen mehr über das Essen geschrieben hättest! Streetfood, regionale Spezialitäten – das ist für viele (mich eingeschlossen 😄) ein Highlight jeder Reise.
4
Gravatar
Helena87
Japan ist mein Traum
Klasse Beitrag! Besonders die Erklärungen zum Verhalten in öffentliche n Verkehrsmitteln und Restaurants waren sehr aufschlussreich . Perfekt für Japan-Reisende! Ich bin gespannt auf deine Berichte und hoffe, dass ich nächstes Jahr auch alles mal selbst erleben kann.
3
Gravatar
Lorenz
Benimmregeln in Japan
Super spannend zu lesen, wie wichtig Höflichkeit in Japan ist. Der Artikel bringt die kulturellen Unterschiede toll rüber und hilft, peinliche Fettnäpfchen zu vermeiden!
4
Kommentarformular anzeigen

Nimm dir daher bitte ein paar Minuten Zeit, um den Reiseblog24 zu bewerten.
Jede Meinung ist uns sehr wichtig!

Was kannst du bewerten?
  • Die Qualität und Nützlichkeit der Reiseberichte
  • Die Brauchbarkeit der Reisetipps
  • Das Design und die Benutzerfreundlichkeit des Blogs
  • Den Gesamteindruck des Reiseblogs24
Wie kannst du bewerten?

Ihr könnt direkt auf der Website des Reiseblogs24 eine Bewertung abgeben.
Ihr könnt einen Kommentar unter einem Reisebericht oder einem Reisetipp hinterlassen.
Ihr könnt uns eine E-Mail mit eurer Bewertung an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. schicken.
Vielen Dank für eure Unterstützung!

Mit eurer Hilfe können wir den Reiseblog24 noch besser machen und euch noch mehr Inspiration und Tipps für eure nächsten Reisen bieten.

Herzliche Grüße,

Das Team vom Reiseblog24

Reiseplanung...

Meine Empfehlungen (*), hier habe ich gute bis sehr gute Erfahrungen gemacht....


Booking.com