Rund um den Fuji - Ausflüge die sich lohnen
Japan im Frühling, unterwegs im Land der aufgehenden Sonne


Zwischen Nebelwald, Meer und heißen Quellen
Manche Orte hinterlassen Spuren, nicht weil sie laut sind – sondern weil sie leise Geschichten erzählen. In den letzten Tagen bin ich durch drei vollkommen unterschiedliche, aber gleichermaßen faszinierende Welten gereist: den geheimnisvollen Wald von Aokigahara am Fuße des Fuji, die traditionsreiche Tempelstadt Kamakura an der Pazifikküste, und die dampfenden Onsen-Landschaften rund um Hakone.
Was sie verbindet? Eine tiefe Verbindung zur Natur, eine ehrfürchtige Stille – und das Gefühl, dass hinter jedem Baum, jeder Statue, jeder heißen Quelle mehr steckt als das, was man auf den ersten Blick sieht.
In Aokigahara flüstert der Wind durch das Moos, in Kamakura erzählt jedes Teehäuschen von einer vergangenen Zeit, und in Hakone steigen die Dampfwolken wie Erinnerungen in den Himmel.
Komm mit auf eine Reise durch drei Orte, die sich kontrastreicher kaum zeigen könnten – und doch gemeinsam eine Seite Japans offenbaren, die man nur abseits der Großstädte entdecken kann.
Hakone. Ein Ort, der in den Reiseführern zwischen „traumhaftem Fuji-Blick“ und „berauschenden Onsen“ pendelt. Nur 90 Minuten südwestlich von Tokio gelegen, ist die Region ein Sehnsuchtsziel für all jene, die glauben, Natur und Kultur ließen sich bequem per Bahn erreichen – und da ist etwas dran. Vorausgesetzt, man kommt rechtzeitig. Sehr rechtzeitig.
Nach einer Nacht in einem Kapselhotel, das wohlwollend als „Retrospektive japanischer Raumoptimierung mit Waldhütten-Flair“ durchgeht, schälten wir uns gegen halb sechs aus unseren Riechzellen – Pardon, Schlafkapseln. Müde, aber motiviert. Schließlich wollten wir den Ashi-See erleben, bevor ihn der große Ausflugssturm flutet.
Und was sollen wir sagen? Es hat sich gelohnt.
Der Ashinoko liegt still da, ein Spiegel aus Wasser, umrahmt von bewaldeten Hängen. Kein Windhauch kräuselt die Oberfläche, kein Laut durchbricht die morgendliche Ruhe – abgesehen von einem leisen Platschen. Erst beim zweiten Hinsehen entpuppen sich die vermeintlichen Karpfen als Angler, die dort wie Zen-Mönche in Watstiefeln stehen, vollkommen in sich ruhend. Vielleicht waren es auch doch Fische mit Angelruten – in Hakone ist alles möglich.
Und dann, auf der gegenüberliegenden Uferseite: das berühmte rote Torii des Hakone-Schreins. In diesem Licht? Ein Gedicht. Die aufgehende Sonne küsst es in ein dramatisches Orange, das selbst Instagram demütig schweigen lässt. Kein Filter nötig. In dem Moment hätte auch ein Geisterwesen durchs Wasser schweben können – oder Godzilla auftauchen und sich für den Sonnenaufgang bedanken. Wir hätten es genommen.
Doch diese Stille hat ein Verfallsdatum.
Denn ab etwa 10 Uhr verwandelt sich die Idylle in ein japanisches Mini-Disneyland: Touristenkarawanen mit Fähnchenträgern, Reisegruppen, die sich benehmen wie auf Klassenfahrt mit Fotoauftrag. Piratenschiffe tuckern über den See, Lautsprecher verkünden auf Englisch und Japanisch den „Boarding Process“ und warum First Class trotz gleichem Wasser irgendwie besser ist. Die Promenade platzt aus allen Nähten, und wer den Fuji sehen will, bekommt stattdessen ein Selfiestick-Orchester.
Unser Tipp? Früh aufstehen, schweigend staunen, tief durchatmen. Die Magie des Ashi-Sees gehört denen, die ihr den Respekt der frühen Stunde erweisen. Danach darf der Trubel kommen – aber wenigstens hat man ihn dann schon erlebt, den wahren Zauber von Hakone.
Und ja, fotografieren darf man nicht überall. Musst du mir eben glauben, dass es schön war. Oder besser: Fahr hin. Und bring Zeit mit. Und vielleicht ein bisschen Kleingeld – für Satō-sans Parkplatz.
Kamakura. Eigentlich ein Küstenort zum Verlieben. Doch an einem sonnigen Wochenende gleicht die Stadt eher einem buddhistischen Freizeitpark auf Speed. Schon am Bahnhof regelt die Polizei mit stoischer Gelassenheit den Pilgerstrom – unterstützt von freiwilligen Helfern in grellbunten Westen, die mit ausgestreckten Armen und höflich-entschlossener Körpersprache versuchen, Ordnung ins Chaos zu bringen. Und ja, man kommt irgendwie am Tempel an – getragen vom menschlichen Strom, in dem man sich bestenfalls treiben lässt.
Die Straße zum Hasedera gleicht einem lebenden Jahrmarkt. Kleine Geschäfte, dampfende Essensstände, geschäftstüchtige Restaurantbesitzer, die dich freundlich (und laut) hineinwinken. Dazwischen der Autoverkehr – zähfließend wie Honig im Winter. Besonders kreativ zeigen sich die Parkplatzbetreiber. Ein lächelnder älterer Herr mit weißem Handschuh winkt uns energisch auf seinen Stellplatz – günstig, wie er betont. Später merken wir: „Günstig“ meint hier pro angefangene Stunde, nicht pauschal. Satō-san, du Fuchs.
Zwischen Hang und Himmel
Und dann, ein paar Stufen später, ist plötzlich alles anders. Nur wenige Schritte vom Trubel entfernt, betreten wir die Tempelanlage – und mit ihr eine andere Welt. Ruhe. Vögelgezwitscher. Duft nach Räucherwerk. Der Tempel liegt wunderschön am Hang mit Blick über die Sagami-Bucht, eingerahmt von sorgsam gepflegten Gärten, die zu jeder Jahreszeit ihren eigenen Zauber entfalten.
Im Zentrum: die eindrucksvolle Kannon-Statue mit elf Gesichtern – jedes steht für einen Aspekt des Mitgefühls. Die über neun Meter hohe Holzfigur aus dem 8. Jahrhundert strahlt eine stille Würde aus, die sogar Lärm im Herzen leiser macht. Ich stehe da, betrachte sie – und fühle mich irgendwie… gesehen. Als würde sie sagen: “Ist okay, ich hab’s verstanden.”
Ein Ort für Erinnerungen – und ein bisschen was für´s Herz
Besonders berührt hat mich der Jizō-Bereich. Tausende kleine Statuen, jede ein stilles Gedenken an verstorbene Kinder oder ungeborenes Leben. Viele tragen bunte Mützchen oder Spielzeug – rührende Zeichen menschlicher Liebe und Trauer. Hier braucht es keine Worte, nur Mitgefühl.
Aber auch die Natur spielt mit. Im Juni tanzen über 2.500 Hortensien in allen Blautönen über die Hänge, im Herbst lodert das Laub in Feuerfarben. Selbst im Winter wirkt der Blick aufs Meer wie ein stilles Versprechen. Und mittendrin kleine Oasen: Zen-Gärten, Bambuswäldchen, Wasserläufe. Orte, die einladen, innezuhalten – oder sich einfach mal wieder selbst zuzuhören.
Fazit: Kein Tempel „für zwischendurch“ Viele Tempel besucht man auf Reisen „mal schnell“. Hasedera ist keiner davon. Er will nicht durchhetzt werden. Er verlangt Zeit. Und verdient sie auch. Ob auf der Terrasse mit Meerblick, im schattigen Höhlenpfad mit stillen Statuen oder einfach auf einer Bank unter einem Baum – hier wird Stille nicht zur Lücke im Programm, sondern zum eigentlichen Erlebnis.
Wenn du in Kamakura unterwegs bist, führt eigentlich kein Weg am Kōtoku-in vorbei – dem Tempel, in dem eine der beeindruckendsten Buddha-Statuen ganz Japans thront. Schon aus der Ferne siehst du ihn: den Daibutsu, den „Großen Buddha“, der ruhig und gelassen über das Gelände wacht.
Die 11,3 Meter hohe und über 120 Tonnen schwere Bronzestatue stammt aus dem 13. Jahrhundert. Ursprünglich stand sie in einem prachtvollen Tempelgebäude – doch dieses wurde mehrfach durch Tsunamis, Taifune und Erdbeben zerstört. Der Buddha blieb. Und sitzt seither unter freiem Himmel – was ihn irgendwie noch erhabener wirken lässt.
Was viele nicht wissen: Du kannst sogar in den Buddha hineingehen! Im Inneren der Statue zeigt sich, wie raffiniert sie konstruiert wurde – komplett hohl, aber stabil, mit faszinierenden Verstärkungen, die auch heute noch halten. Der Eintritt ins Innere kostet nur einen kleinen Obolus und ist definitiv ein spannender Perspektivwechsel.
Im Vergleich zu vielen anderen Tempelanlagen geht es hier überraschend entspannt zu – vor allem morgens oder unter der Woche. Setz dich für einen Moment auf eine der Bänke, schau dem Buddha ins Gesicht und lass einfach mal alles los. Es ist einer dieser Orte, an dem du die Zeit vergessen kannst – oder sie zum ersten Mal bewusst spürst.
Übrigens: Der Kōtoku-in liegt nur einen kurzen Spaziergang von der Hase-dera-Tempelanlage entfernt. Wenn du beide verbindest, bekommst du einen wunderbaren Mix aus Natur, Spiritualität und Kulturgeschichte – und ganz viel Herz.
Ein stiller Spaziergang im „Selbstmordwald“ am Fuji
Der Aokigahara-Wald am Nordhang des majestätischen Mount Fuji zählt zweifellos zu den eindrücklichsten Orten, die ich auf meiner Reise durch Japan besucht habe. Was zunächst wie ein idyllischer Waldspaziergang beginnt, entwickelt sich schon nach wenigen Schritten zu einer Begegnung mit der Stille – und mit etwas, das tiefer geht als Worte.
Entstanden nach einem gewaltigen Vulkanausbruch im 9. Jahrhundert, liegt Aokigahara auf erkalteter Lava. Der Boden ist porös, stellenweise bizarr geformt, und bietet ideale Bedingungen für einen urtümlichen, dichten Wald mit erstaunlicher Biodiversität. Moose bedecken die Wurzeln wie ein grüner Teppich, das Sonnenlicht bricht sich nur zaghaft an den knorrigen Ästen – und überall herrscht eine fast greifbare Ruhe. Kein Vogelruf, kein Wind, kein Handyempfang. Der Wald verschluckt den Klang, als würde er das Außen bewusst ausblenden.
Beim Gehen durch die verwachsenen Pfade fühlte ich mich wie in einem Fantasy-Film. Der Wald wirkt stellenweise geradezu surreal – ein Paradies für Fotograf*innen, aber auch ein Ort, der die Sinne schärft. Jeder Schritt auf dem federnden Boden, jedes Knacken eines Astes wird zur kleinen Erinnerung daran, dass man hier nicht einfach nur spazieren geht. Man taucht ein.
Und doch – oder vielleicht gerade deswegen – liegt über Aokigahara auch eine Schwere. Der Wald ist in der japanischen Gesellschaft tief mit einem dunklen Thema verbunden: Seit Jahrzehnten gilt er als letzter Rückzugsort für Menschen in existenziellen Krisen. In der Popkultur als „Selbstmordwald“ bekannt geworden, ist Aokigahara nicht nur ein Naturwunder, sondern auch ein Ort des stillen Leidens.
Während meines Spaziergangs entdeckte ich orangefarbene Bänder an einigen Bäumen. Zunächst wusste ich nicht, was sie bedeuten. Dann erinnerte ich mich an eine Geschichte, die ich gelesen hatte: Manche dieser Bänder sollen Menschen den Weg zurück weisen – andere markieren Orte des Verlusts. Ab diesem Moment veränderte sich mein Blick. Der Wald blieb schön, fast märchenhaft – aber auch stiller, ernster, ehrfürchtiger. Ich lief nicht mehr nur durch Moos und Schatten, sondern durch Erinnerungen.
Ganz in der Nähe liegt die sogenannte „Batcave“, eine ehemalige Lavaröhre, die einst von Fledermäusen bewohnt worden sein soll. Heute ist sie kaum mehr als ein kurzes Ziel auf der Karte – für viele unspektakulär, aber als Symbol des Wandels interessant: Leben, das sich an unwirtlichsten Orten einnistet.
Wer den Fuji besucht und bereit ist, auch die leiseren Seiten Japans kennenzulernen, dem empfehle ich diesen Ort sehr. Nicht als Attraktion – sondern als stille Erfahrung. Aokigahara berührt, wenn man bereit ist, zuzuhören. Zwischen Moos, Stille und Schatten kann man nicht nur Natur erleben, sondern auch sich selbst.
zu Aokigahara, Kamakura und Hakone
Der Wald Aokigahara liegt am Nordwestfuß des Fuji und trägt auch den Namen „Jukai“ (樹海) – Meer aus Bäumen. Wegen seiner dichten Vegetation ist er fast lichtundurchlässig, was ihm eine mystische, manchmal unheimliche Atmosphäre verleiht.
Aokigahara liegt auf einem Lavafeld. Die magnetischen Eigenschaften des Bodens können Kompasse und GPS-Signale stören – ein Grund, warum der Wald berüchtigt schwer zu navigieren ist.
Obwohl Aokigahara oft mit düsteren Themen assoziiert wird, dient er vielen Menschen heute als Ort der Ruhe, Waldbäder (Shinrin-yoku) und Kontemplation – fernab von urbanem Lärm.
Kamakura war zwischen 1192 und 1333 Regierungssitz der ersten japanischen Militärregierung, dem Shogunat – und gilt daher als Geburtsort des japanischen Feudalismus.
Der berühmte Große Buddha von Kamakura (Daibutsu) ist 11,3 Meter hoch, aus Bronze gefertigt und saß ursprünglich in einem Tempel. Dieser wurde jedoch mehrfach durch Tsunamis zerstört – der Buddha blieb und blickt seither unter freiem Himmel aufs Meer.
Die Chaya-Viertel in Kamakura (z. B. entlang der Komachi-dōri) bewahren bis heute die Tradition der Teezeremonie – oft in jahrhundertealten Gebäuden mit Blick auf Bambushaine oder kleine Gärten.
Die Hakone Tozan Railway ist die älteste Bergbahn Japans. Sie schlängelt sich mit spektakulären Ausblicken und engen Serpentinen von Odawara nach Gōra – und ist besonders während der Hortensienblüte ein Erlebnis.
Das Tal Owakudani in Hakone ist vulkanisch aktiv. Hier steigt ständig heißer Schwefeldampf aus dem Boden – und man kann „schwarze Eier“ (kuro tamago) kaufen, die in heißem Quellwasser gekocht werden. Laut Legende verlängert jedes Ei das Leben um sieben Jahre!
In Hakone befindet sich das „Open-Air Museum“ – ein Kunstpark mit Skulpturen von Picasso, Henry Moore oder Niki de Saint Phalle, eingebettet in eine traumhafte Landschaft mit Blick auf die Berge.
Über den malerischen Ashi-See in Hakone fahren Touristenboote in Form von Piratenschiffen. Bei gutem Wetter zeigt sich der Fuji-san in perfekter Kulisse – ideal für spektakuläre Fotos.
Entdecke drei faszinierende Orte in Japan: den mystischen Aokigahara-Wald am Fuji, die traditionsreiche Tempelstadt Kamakura mit dem Großen Buddha und Hasedera, sowie Hakone mit heißen Quellen, Kunst und Fuji-Panoramen. Eine Reise voller Kontraste, Kultur und Naturerlebnisse.
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Japan - im Blog
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Gerade zur richtigen Zeit
Danke für die praktischen Hinweise zur Reisezeit und zur Unterkunft! Ich plane gerade meine erste Japanreise und dein Artikel kam genau zur richtigen Zeit. Gibt’s bald auch was über Japan im Sommer? 😊Kosten fehlen...
Der Beitrag ist wirklich schön geschrieben, aber mir fehlt ein bisschen die Info zu den Kosten vor Ort. Gerade Japan gilt ja als eher teuer – ein kleiner Abschnitt zu Tagesbudget oder Spartipps wäre super gewesen!Danke für die Infos
Cooler Artikel, aber es wäre toll, wenn du noch ein bisschen mehr über das Essen geschrieben hättest! Streetfood, regionale Spezialitäten – das ist für viele (mich eingeschlossen 😄) ein Highlight jeder Reise.Japan ist mein Traum
Klasse Beitrag! Besonders die Erklärungen zum Verhalten in öffentliche n Verkehrsmitteln und Restaurants waren sehr aufschlussreich . Perfekt für Japan-Reisende! Ich bin gespannt auf deine Berichte und hoffe, dass ich nächstes Jahr auch alles mal selbst erleben kann.Benimmregeln in Japan
Super spannend zu lesen, wie wichtig Höflichkeit in Japan ist. Der Artikel bringt die kulturellen Unterschiede toll rüber und hilft, peinliche Fettnäpfchen zu vermeiden!